„Nocturnal Animals zeigt zwei Seiten von Amerika

Im Kino

Schwabbelige, nackte Cowgirls tänzeln mit der US-Flagge, provozierend hässlich und obszön. Die "Great American Nudes" sind Teil einer Kunstinstallation, mit der die Galeristin Susan (gut: Amy Adams) eine Ausstellung eröffnet. Anwesend ist eine mondäne Schickeria überzüchteter Snobs und Luxusweibchen, die sich für die geistig kulturelle Elite hält.

von Kai-Uwe Brinkmann

26.12.2016, 13:52 Uhr / Lesedauer: 1 min
Amy Adams spielt das Luxusweibchen Susan.

Amy Adams spielt das Luxusweibchen Susan.

Mit Fashion- und Kunst-Hipstern kennt Tom Ford sich aus, im Hauptberuf ist er Modedesigner. "Nocturnal Animals" ist seine zweite Regiearbeit (nach "A Single Man"), aus dem Film spricht Ekel gegenüber der Blingbling-Welt.

Susan empfindet nur Überdruss in ihrer Villa mit der Jeff Koons-Plastik am Pool. Ihr Mann betrügt sie, ihr Dasein ist öde, was sie an Kunst präsentiert, nennt sie Schrott.

Eine dunkle Fantasie

Emotional wird Susan, als sie den Roman ihres Ex-Mannes Edward (Jake Gyllenhaal) liest. "Nocturnal Animals" (Tiere der Nacht) ist eine dunkle Fantasie, wo sich beide Amerikas begegnen, das Milieu gehobener Intelligenz und das der Hillbilly-Proleten - wenn man so will, Clintons und Trumps Amerika: In Texas entführen Wegelagerer Frau und Tochter eines Professors.

Tom Ford bebildert das Buch als Krimi, Gyllenhaal spielt auch den Schöngeist, der unter die Wilden fällt. Warum der Roman Susan aufwühlt, bleibt rätselhaft, trotz Rückblenden in ihre erste Ehe. Springt sie aus den Zeilen das elementare Leben an, das sie so vermisst? Will der Ex sich literarisch an ihr rächen?

Verschachtelt erzählt

Schwer, sich einen Reim darauf zu machen. Ford erzählt eine simple Geschichte kryptisch verschachtelt, Spannung keimt einzig in der Handlung des Romans.

Der Rest ginge als Studie amerikanischer Dekadenz durch, mit viel gutem Willen noch als Gesellschaftsporträt. Verquaste Kunstbeflissenheit ist mit im Spiel.