Wie sich die Corona-Pandemie in den nächsten Wochen entwickelt, ist völlig offen. Aktuell gleicht das Navigieren durch die Schutzmaßnahmen einer Autofahrt durch dichten Nebel.

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Neuinfektionen im Steilflug - doch eine Zahl besser als seit fast sechs Monaten

rnCorona-Wochenbilanz

Die Corona-Wochenbilanz zeichnet ein höchst widersprüchliches Bild. Auf der einen Seite steigt die Zahl der Neuninfektionen rasant, auf der anderen Seite gibt es eine extrem positive Nachricht.

NRW

, 29.03.2021, 09:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wovor alle Verantwortlichen seit Wochen gewarnt haben, lässt sich jetzt auch in den Zahlen der zurückliegenden Woche ablesen. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt derzeit in einem exponentiellen Maße und scheint unaufhaltsam in die Höhe zu schießen. Insgesamt registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) in der Woche vom 22. bis 29. März 115.048 neue Fälle. Das sind noch einmal 23.672 mehr als in der Woche zuvor. Damit hat sich der Anstieg neuer Fälle weiter beschleunigt, denn in der vergangenen Woche lag der Anstieg gegenüber der Vorwoche erst bei 20.720.

Noch sind wir vom bisherigen Höchststand der Entwicklung ein ganzes Stück entfernt. Der war in der Woche zwischen dem 14. und 21. Dezember mit 173.574 Neuinfektionen erreicht worden, bevor die Zahl bis Mitte Februar kontinuierlich gesunken war (8. bis 15. Februar: 50.442). Seither geht es allerdings in wachsendem Tempo aufwärts, leider.

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Das ist alles andere als eine gute Entwicklung, die sich natürlich auch in der 7-Tages-Inzidenz niederschlägt. Vor einer Woche lag sie noch bei 107,3, jetzt ist der Wert auf 134,4 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gestiegen. Inzwischen liegt die Inzidenz nur noch im Saarland und in Schleswig-Holstein unter der Marke von 100, vor einer Woche galt das noch für sechs Bundesländer.

So besorgniserregend der Anstieg der Fallzahlen auch ist, so positiv stellt sich weiter die Entwicklung bei der Zahl der an oder mit einer Corona-Infektion gestorbenen Menschen dar. In der Woche zwischen dem 22. und 29. März zählte das RKI genau 1.199 Corona-Tote. Das sind noch einmal 97 weniger als in der Vorwoche und der geringste Wert seit der Woche zwischen dem 9. und 16. November, als das RKI 1195 Corona-Tote zählte.

Was besonders erfreulich ist, ist dass das RKI am Montag (29. März) zum ersten Mal seit dem 4. Oktober 2020 - das heißt seit fast einem halben Jahr - für Nordrhein-Westfalen keinen weiteren Corona-Toten gemeldet hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass das angesichts steigender Infektionszahlen dauerhaft so bleibt, dürfte allerdings extrem gering sein. Die bisher meisten Corona-Toten gab es in der Woche zwischen dem 4. und 11. Januar, als 6.112 Opfer registriert wurden.

Dass die zurückgehende Zahl von Todesopfern trotz steigender Infektionszahlen bereits ein Erfolg der seit Weihnachten – wenn auch schleppend und mit teils chaotischen Begleitumständen – angelaufenen Impfungen der am meisten gefährdeten Menschen ist, liegt nahe. Andererseits besteht für eine Entwarnung kein Anlass, denn bei steigenden Fallzahlen und der sich rasant ausbreitenden Mutation B1.1.7, die als deutlich aggressiver und tödlicher als das Ursprungs-Virus gilt, dürfte sich auch die absolute Zahl der jüngeren Menschen erhöhen, die schwer an Covid-19 erkranken, obwohl schwere Verläufe in dieser Personengruppe prozentual nicht so oft auftreten.

Ein Vergleich mit dem vergangenen Frühling, als die erste Infektionswelle über unser Land schwappte, macht deutlich, wie ernst die Lage nach wie vor ist. Damals gab es innerhalb von sieben Tagen die meisten Neuinfektionen zwischen dem 30. März und 6. April, nämlich 38.093. Jetzt, in der vierten Märzwoche gibt es drei Mal so viele Fälle. Bei den Corona-Toten gab es die meisten Opfer zwischen dem 13. und 20 April: genau 1.605. Hier liegen wir aktuell zum Glück wieder unter dieser Höchstmarke.

Nach wie vor droht eine Überlastung der Intensivstationen. Am 29. März werden in Deutschland auf den Intensivstationen 3.476 Corona-Patienten auf einer Intensivstation behandelt. Das sind 421 mehr als vor einer Woche. Von ihnen werden 1.916 (+253) Menschen beatmet.

Dieser Wert ist weiter gestiegen, liegt allerdings noch immer weit unter den Werten von Anfang Januar. Am 4. Januar, dem bisher schlimmsten Tag in dieser Hinsicht, wurden auf den Intensivstationen 5.744 Corona-Patienten behandelt, von denen 3.211 Menschen beatmet werden mussten.

Noch ein Blick auf die Impfungen. Bis einschließlich Freitag (26. März) wurden in Deutschland 8.602.339 Menschen gegen das Virus geimpft. Das heißt: Innerhalb einer Woche erhielten rund 1,4 Millionen Menschen eine erste Corona-Impfung. 3.768.080 Menschen sind bereits zweimal geimpft, rund 520.000 mehr als eine Woche zuvor.

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