Nach schweren Tornadoschäden: Wüst und Reul besuchen betroffene Gebiete
Unwetter in NRW
Das schwere Unwetter, das am Freitag über NRW gezogen ist, hat in Paderborn schwere Schäden angerichtet. Es gibt viele Verletzte. NRW-Ministerpräsident Wüst und Innenminister Reul besuchen die Stadt.
Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul (beide CDU) wollen sich nach Angaben der Stadt Paderborn persönlich ein Bild von den Zerstörungen machen, die durch das schwere Unwetter am Freitag (20.5.) entstanden sind. Beide Politiker hätten einen Besuch am Samstagnachmittag (21.5.) angekündigt, sagte Bürgermeister Michael Dreier (CDU) in einer Pressekonferenz.
Wohnungen teilweise unbewohnbar
Der Tornado hat in Paderborn nach Schilderung von Dreier mit enormer Kraft in mehreren Stadtteilen massive Zerstörungen angerichtet. Der Tornado verursachte nach Angaben der Behörden am Freitag in einem Korridor von West nach Ost, der ungefähr 300 Meter breit ist und sich über fünf Kilometer Länge mitten durch die Stadt zieht, erhebliche Zerstörungen.
„Im Riemeke-Park sind sprichwörtlich die Bäume umgeknickt wie Streichhölzer. Es sind unzählige Dächer komplett mit den Pfannen entdacht worden. Es sind viele Scheiben eingeschlagen worden durch den Wind“, sagte Dreier am Samstag in einer Pressekonferenz.
Im Herzen der Stadt, wo der neue zentrale Busbahnhof entstehe, seien Ampeln wie Streichhölzer umgeknickt worden. Auf einen Bus seien Bäume gestürzt, dabei sei glücklicherweise kein Mensch schwer verletzt worden. Der Tornado habe rund um das Quellgebiet der Pader unzählige Dächer und Scheiben zerstört, Wohnungen unbewohnbar gemacht.

Blick auf einen abgeknickten Laternenmast in Paderborn. © picture alliance/dpa
„Es ist ein unvorstellbares Bild gewesen und ist es nach wie vor“, betonte er. Am Liborianum sei das Dach sehr stark zerstört worden. Die Dachpfannen hätten sich in benachbarte Häusern in den Putz „gefressen“. In einem Korridor von rund 300 Meter Breite habe es Zerstörungen in einem hohen Maß gegeben. In einem Gewerbegebiet seien Betriebe komplett zerstört worden. Durch den Tornado sind nach seinen Worten Leitplanken wie Papierschnitzel durch die Gegend geflogen.
Polizeidirektor kritisiert Schaulustige
Die Behörden in Paderborn haben nach dem Durchzug eines Tornados die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung gelobt. Doch es gab auch Kritik an Bürgerinnen und Bürgern, die die Aufräum- und Rettungsarbeiten behinderten. „Die Bereitschaft der Menschen zu helfen war immens“, berichtete der Leitende Polizeidirektor von Paderborn, Ulrich Ettler, am Samstag bei einer Pressekonferenz. „Es gab leider auch einige Bürger, die so dreist waren, Absperrbänder zu missachten und die Arbeit der Rettungskräfte zu behindern.“
Es sei immer wieder vorgekommen, dass einzelne die Absperrungen durchbrechen wollten. Die Aufräumarbeiten würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen: „Ich kann nur nochmal appellieren: Halten Sie sich an die Absperrungen, halten Sie Rettungswege frei. Schaulustige haben in der Innenstadt nichts zu suchen“, sagte Ettler.

Der Bürgermeister von Paderborn, Michael Dreier, spricht bei einer Pressekonferenz vor einem Display mit einem Schadensbild aus der Innenstadt, das zeigt wie Bäume auf ein Hausdach geweht worden sind. © picture alliance/dpa
Auch das Hauptdienstgebäude der Polizei in Paderborn wurde nach Angaben Ettlers schwer beschädigt. „Das Dienstgebäude liegt im Zentrum der zerstörerischen Schneise. Dieser Tornado hat uns direkt erwischt. Es gibt dort eine Vielzahl abgeknickter Bäume. Ein Dach des Polizeipräsidiums ist abgedeckt worden.“
Ein Polizist wurde bei einem Einsatz leicht verletzt, als er mit Kollegen zwei Menschen aus einem eingeklemmten Fahrzeug retten wollte. Ein Baum krachte durch die Windschutzscheibe eines Feuerwehrlöschfahrzeugs, wobei die beiden Insassen unverletzt blieben.
Über 7500 Einsatzkräfte
Mehr als 7500 Einsatzkräfte sind nach Angaben von Innenminister Herbert Reul (CDU) bei dem schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen vor Ort gewesen. „Mehr als 7500 Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen haben in den vergangenen 48 Stunden landesweit einmal mehr alles gegeben, um noch Schlimmeres zu verhindern“, sagte Reul am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Für ihren beherzten Einsatz sei er den Kräften außerordentlich dankbar. „Das Ausmaß der Zerstörung, das die Tornados in Lippstadt und Paderborn hinterlassen haben, macht mich traurig“, fügte er hinzu.
dpa/kahi