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Nach Dreh am Schloss Nordkirchen - Film „Spencer“ startet in den Kinos
Kino 2022
„Spencer“ versucht die Annäherung an Lady Di – als Passionsgeschichte fürs Kino. Gedreht wurde der Film unter anderem am Schloss Nordkirchen.
Arme Diana. Eingezwängt in das Korsett höfischer Etikette zerbrach sie an der Kaltherzigkeit der Windsors. Das ist die Erzählung, die Pablo Larraín in seinem Melodram „Spencer“ anbietet. Sein Film ist eine gefühlte Annäherung an Lady Di, eine „Fabel nach wahrer Tragödie“, wie es heißt.
Was passierte, als die Royals sich 1991 in Sandringham trafen (Drehort: Schloss Nordkirchen), um Weihnachten zu feiern? Autor Steven Knight zufolge wird es ein Fest der Demütigung für Diana. Ihre Ehe existiert nur auf Papier, Charles trifft sich mit Camilla, Diana soll gute Miene zum bösen Spiel machen.
Eine Mitleidsfigur
Kristen Stewart („Twilight“) verkörpert Diana und spielt sie als Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs, hysterisch, neurotisch, fast paranoid in ihrer Hypersensibilität. Sie ist die Mitleidsfigur einer Passionsgeschichte, die nur Schwarz und und Weiß, aber keine Zwischentöne kennt. Hier das verstörte Hascherl, dort die grausamen Royals.
Es gibt eine Bankett-Szene von selten gesehener Eisigkeit: Diana ist wieder zu spät, jeder pikierte Blick ist Tadel und Vorwurf. Sie zerreißt ihre Perlenkette (von der sie weiß, dass Charles auch Camilla eine schenkte), die Perlen kullern in die Suppe, Diana löffelt sie grimmig in sich hinein.
Träume und Wahnbilder
Symbolische Metaphern fährt der Film öfter auf. Da ist der tote Fasan am Anfang, da sind Dianas Wahnbilder von Anne Boleyn, der Frau, die Heinrich VIII. enthaupten ließ. „Werden sie mich umbringen, was glauben Sie?“, fragt Diana, als sie im Porsche verspätet das Anwesen erreicht.
Subtil ist das nicht, wie der Film Partei ergreift und die Royals um „Eiskönigin“ Elizabeth an den Pranger stellt. Was auch für die Musik gilt, wo Klassik-Streicher und Free Jazz eine Seelen-Atmosphäre von Qual und Lähmung kreieren. Trost findet Diana nur bei ihrer Zofe (Sally Hawkins), die den gemeißelten Merksatz spricht: „Du brauchst keinen Arzt, sondern Liebe!“
Kristen Stewart spielt bravourös, ist aber einseitig auf die Opferrolle abonniert. Allen Diana-Fans dürfte dieser Holzschnitt gefallen.