Mutmaßliche Vergewaltigung in Kaiserau Staatsanwältin erläutert Ablauf der Ermittlungen

Mutmaßliche Vergewaltigung in Kaiserau: Staatsanwältin zu Ermittlungen
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Es gibt neue Details rund um die Vergewaltigungsvorwürfe im Sportcentrum Kaiserau in Kamen. Wie seit Montag (8. Juli) bekannt ist, ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft gegen ein 26-jähriges Mitglied des albanischen EM-Betreuerstabs. Die Staatsanwaltschaft bestätigte das Alter des Mannes auf Nachfrage. Er soll am 23. Juni eine 18-jährige Mitarbeiterin des albanischen Teamhotels in Kaiserau zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.

Nach der Tat reiste der 26-Jährige mit der Mannschaft nach Düsseldorf. Einen Tag später, nach dem EM-Aus der albanischen Mannschaft, verließ er das Land. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war zu diesem Zeitpunkt nicht ersichtlich, ob der Mann den „Unwillen der Tat“ erkannt hatte. Aus diesem Grund reichte es nicht zu einem dringenden Tatverdacht, hatte Staatsanwältin Sonja Frodermann erklärt.

Am Donnerstag (11. Juli) ging die Staatsanwältin erstmals auf den Ablauf der Ermittlungen ein. Demnach hat die Kreispolizeibehörde Unna nach der mutmaßlichen Tat zweimal mit der 18-jährigen Mitarbeiterin gesprochen und die Geschehnisse aus ihrer Sicht dokumentiert. „Den Beschuldigten haben die Beamten überhaupt nicht vernommen“, sagt Frodermann. Er soll zu diesem Zeitpunkt bereits in Düsseldorf gewesen sein, wo das letzte Gruppenspiel der albanischen Mannschaft stattfinden sollte.

Wie Meike Ebbert, Stabstellenleiterin des Sportcentrums Kaiserau bestätigte, ereignete sich der Vorfall unmittelbar vor der Abreise der Mannschaft nach Düsseldorf. Laut Frodermann soll sich der Beschuldigte bei seinem mutmaßlichen Opfer mit den Worten „Sie solle auf ihn warten“, verabschiedet haben.

Albanische Mannschaft beim Training
Obwohl die albanische Mannschaft nach ihrer Niederlage erst am 26. Juni abreiste, verließ der beschuldigte Stabsmitarbeiter Deutschland bereits am 24. Juni. Ohne mit der Polizei zu sprechen. (Symbolfoto) © Stefan Milk

Polizei in Düsseldorf aktiv

Wie Staatsanwältin Sonja Frodermann berichtet, war die Polizei Düsseldorf in diesem Fall aktiv. Kollegen in Düsseldorf hätten versucht, mit dem 26-Jährigen zu sprechen. Er war an seinem eigentlichen Aufenthaltsort aber nicht mehr anzutreffen, sagt Frodermann. Stattdessen kehrte der Mann am 24. Juni nach Albanien zurück, ohne mit der Polizei einmal über den Vorfall gesprochen zu haben.

An der Lesart der Staatsanwaltschaft ändert das nichts. Ein Schuldeingeständnis habe sie in der verfrühten Abreise nicht erkannt. Im Zweifel für den Angeklagten.

Das weitere Vorgehen prüft die Staatsanwaltschaft in den nächsten Wochen, so Frodermann. Das Stellen eines Rechtshilfegesuchs nach Albanien ist mit erheblichen Hürden verbunden, denn das Land ist nicht Teil der Europäischen Union. Ein Rechtshilfegesuch bedeutet, dass ein Staat den anderen beauftragt, in dessen Namen Befragungen durchzuführen. Kein Staat darf das in einem anderen Land auf eigene Faust tun, erklärt die Staatsanwältin.

„Innerhalb der EU wäre das ein bisschen einfacher, so muss die Staatsanwaltschaft bei Gesuchen wie diesem über das Justizministerium des jeweiligen Landes gehen“, so Sonja Frodermann. Zwar ist Albanien seit 2014 offiziell EU-Beitrittskandidat, an der Situation ändert das aber nichts.

Sportcentrum Kaiserau Flvw
Bereits 2017 machte das Sportcentrum Kaiserau bundesweit negative Schlagzeilen. Um Vorfälle dieser Art zu verhindern, ergriff das Unternehmen mehrere Präventions-Maßnahmen. © Stefan Milk

Hat das Sportcentrum genug für Prävention getan?

Das Kamener Sportcentrum rückte in der Vergangenheit bereits durch ähnliche negative Schlagzeilen in den Fokus. 2017 wurde durch das Magazin Der Spiegel publik, dass der ehemalige Leiter des Unternehmens Mitarbeiterinnen begrabscht haben soll. Juristisch belangt wurde er dafür aber nicht.

Auf Nachfrage versicherte Stabsstellenleiterin Meike Ebbert, dass man eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen habe, um die Mitarbeitenden vor Vorfällen wie diesen zu schützen. So gebe es keinen Zimmerservice im Sporthotel, eine Ombudsstelle für Mitarbeiter sei eingerichtet worden und die Verantwortlichkeiten des Leitungspersonals sei aufgeteilt und an einen verpflichtenden Ethik-Codex gebunden.