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Museum Quadrat in Bottrop eröffnet 13 Millionen Euro teuren Anbau
Freier Eintritt an drei Tagen
Das Museumszentrum Quadrat in Bottrop eröffnet am 19. Oktober seinen Erweiterungsbau mit der Ausstellung „Huldigung an das Quadrat“. 120 Werke von Josef Albers beeindrucken - und eines hat Seltenheitswert.
Das dürfte ein Heiliger Gral der Kunstgeschichte sein. Das Museumszentrum Quadrat in Bottrop zeigt anlässlich der Eröffnung seines Erweiterungsbaus das erste Quadrat-Bild, das der Künstler Josef Albers jemals gemalt hat. „Das wäre schön, wenn es in unseren Besitz wäre“, seufzte Ausstellungskurator Heinz Liesbrock über das Werk aus dem Jahr 1950. „Aber es kommt aus einer Privatsammlung in den USA.“
Ein Vergnügen für Kunstfreunde
Bevor jetzt alle losfahren: Das Museum eröffnet erst am 19. Oktober neu. Dann aber gibt es drei Tage lang freien Eintritt in den 13 Millionen Euro teuren Neubau namens „Josef Albers Galerie“, der eleganter und pfiffiger nicht sein könnte, und die neue Ausstellung „Josef Albers. Huldigung an das Quadrat“, die farbenprächtiger nicht wirken könnte. Ein ästhetisches Vergnügen in doppelter Hinsicht, das neue Lust auf dieses idyllisch gelegene Haus weckt.
Rund 500.000 Euro an Sponsorengeldern hatte Heinz Liesbrock für die Eröffnungsschau einwerben können. 120 Gemälde sorgen für eine glanzvolle Abschiedsvorstellung, denn Liesbrock hatte altersbedingt zum 1. Oktober den Chefsessel für Nachfolgerin Linda Walther geräumt.
2000 Gemälde in 26 Jahren
Der Bauhaus-Künstler Albers, geboren 1888 in Bottrop, ist bis heute weltberühmt für seine quadratischen Gemälde. Von 1950 bis zu seinem Tod 1976 hat er über 2000 jener Bilder gemalt, in denen das Quadrat der Schwerkraft nachgibt und etwas zum unteren Bildrand absinkt. Die Serie „Homage to the Square“ entstand komplett in den USA – lange nach seiner Flucht vor den Nazis.
Heinz Liesbrock als ausgewiesener Albers-Kenner zeichnet nun die Entwicklung des Motivs in acht Kapiteln auf 700 Quadratmetern nach. In Raum 0 (vor dem Übergang in den Neubau) erzählt er vom Weg zum Quadrat. Albers startete mit schüchternen, schwarz-weißen Vierecken. Doch schon bald heult der Farb-Alarm los. Albers legte zunehmend grelle Ebenen mutig übereinander, ließ sich von den Farben Mexikos inspirieren oder schuf Meisterwerke in Orange- und Rot-Kombinationen, die den schönsten Raum der Schau erwärmen.
Museum Quadrat in Bottrop bekommt Erweiterungsbau
Von Cézannes Meisterwerk „Der Steinbruch Bibémus“ inspiriert – das Museum Folkwang hat ihn ausgeliehen –, nutzte Albers Braun und Grün. „Das Quadrat ist nur ein Tablett, auf dem ich meine Verzückung durch die Farbe ausbreite“, sagte er einmal. In Vitrinen sehen wir, wie sorgfältig Albers die Farbtöne plante und ihre Interaktion untersuchte – nicht auf sentimentale, sondern eher wissenschaftliche Weise. Wie stark Farben uns (je nach Nachbarschaft) täuschen, wie relativ so ein Rot ist, kann in Bottrop jeder selbst testen.
Dreiecke und Vierecke
Die Architektin Annette Gigon hat dreieckige Raumdecken bauen lassen, was den Albers-Bildern jetzt effektvoll Paroli bietet. Ex-Direktor Liesbrock zeigte sich glücklich. „Das sind gut proportionierte Räume ohne Pappwände“, sagt er im Hinblick auf viele andere Museen, die zuerst Riesensäle errichten lassen, nur um sie dann für Gemälde-Ausstellungen wieder zu unterteilen. „Ich finde nicht, dass Cézanne auf einer Rigipswand hängen sollte.“
Museumszentrum Quadrat Bottrop: „Josef Albers. Huldigung an das Quadrat“, Anni-Albers-Platz 1, 19.10. 2022-26.2.2023, Di-Sa 11-17, So 10-17 Uhr. Ausnahme: Am 20.10. ist bis 19 Uhr geöffnet. Freier Eintritt an den ersten drei Öffnungstagen (19.-21.10.), danach Sonderausstellung 10 Euro. Katalog (erscheint am 9.11.) 64 Euro. Hier geht´s zum Museum
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