Der neue, dunkelbraune Anbau des Museumszentrum Quadrat in Bottrop wirkt am frühen Abend sehr beeindruckend.

Der neue, dunkelbraune Anbau wirkt am frühen Abend sehr beeindruckend. © Stefan Josef Mueller

Neuer Quader am Bottroper Quadrat

rnMuseum hat angebaut

Das Bottroper Museumszentrum hat Zuwachs bekommen. Das auf den ersten Blick schlichte neue Gebäude ist architektonisch mega-raffiniert.

14.10.2022, 17:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Museumszentrum Quadrat bekommt Zuwachs – und zwar ein Rechteck. Im Bottroper Stadtgarten erhebt sich ein Quader – 11 Meter hoch, 33 Meter lang, 26 Meter breit – mit acht neuen Ausstellungsräumen in der ersten Etage. Die „Josef Albers Galerie“ hat bisher 12,5 Millionen Euro gekostet, es werden wohl 12,9 Millionen. 2018 war die Stadt Bottrop von 9,7 Millionen ausgegangen.

Stadt setzt ein Zeichen für die Kultur

„Die letzte Bergbaustadt setzt ein Zeichen durch Investitionen in Kultur“, sagte Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler am Mittwoch mit einer Anspielung auf die Zeche Prosper-Haniel, die 2018 dicht gemacht hatte. Gemeinsam mit dem scheidenden Museumsdirektor Heinz Liesbrock hatte er die Klinken bei öffentlichen Förderern und Stiftungen geputzt, sodass im Erdgeschoss des Anbaus nun Räume für die Arbeit mit jungen Menschen bereitstehen.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Museum Quadrat in Bottrop bekommt Erweiterungsbau

Hell und schlicht wirkt der Erweiterungsbau des Museumszentrums Quadrat in Bottrop. 13 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet, das bei genauem Hinsehen ganz schön raffiniert ist. Es wird mit der Ausstellung "Josef Albers. Huldigung an das Quadrat" am 19.10.2022 eröffnet.
13.10.2022

Das Gebäude sei ein „Quantensprung für das Museum“, bedankte sich Liesbrock. Das Quadrat ist dem Bauhauskünstler Josef Albers gewidmet, der in Bottrop geboren wurde.

Eine Frage der Harmonie

Die Frage beim Architektenwettbewerb 2016/17 war: Wie sollte sich der Neubau in die Gebäudegruppe einfügen? Die alte Amtsrichtervilla als Keimzelle des Museums und die Pavillons, die der Architekt Bernhard Küppers (1934-2008) locker in den Stadtgarten gesetzt hatte, machten die Antwort nicht leicht. Die Züricher Architektin Annette Gigon hat ein Bauwerk errichtet, das schlicht wirkt, es aber faustdick hinter den Ohren hat.

Hier ein Blick in das elegante Innere - noch ohne Kunst.

Hier ein Blick in das elegante Innere - noch ohne Kunst. © Stefan Josef Mueller/ ARGE Josef Albers Museum Quadrat, Gigon/Guyer / pbr

Den gigantischen Glasflächen des Altbaus tritt es selbstbewusst und kompakt entgegen. Harmonie erzeugt die 63-Jährige, indem sie ähnliche Metallpaneele wie Küppers nutzt. Ein Hauch von Glimmer lässt die Platten bei Sonnenschein in einem leckeren Milchkaffee-Braun schimmern. Faszinierend ist, dass die Fassade an einer Seite einen schrägen Überstand hat, der die dreieckigen Sheddächer verdeckt. „Zu industriell sollte es nicht wirken“, erklärte Gigon. Innen legen die Sheddächer die Decken der Räume in Falten, sorgen für natürliche Helligkeit. LED-Röhren spenden künstliches Licht, sind fast unsichtbar. So sieht alles edel aus.

Ein raffinierter Übergang

Gigon hat - wie Küppers - eine Brücke als Übergang gebaut. Ihr Problem war jedoch, dass die Türen im Altbau deckenhoch sind, im Neubau aber nicht. So verjüngt sich der Durchgang zum Neubau hin um fast einen Meter Höhe (!), ohne dass man es merkt. Gigon lächelt: „Es ist ein Trompe l’oeil, eine optische Täuschung.“

Schlagworte: