Mumien sind Relikte voller Geheimnisse

Gustav-Lübcke-Museum

Landläufig verbindet man den Begriff „Mumie“ mit Ägypten. Dass das allerdings ganz und gar nicht der Fall ist, zeigt die neue Ausstellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum „Mumien. Der Traum vom ewigen Leben“. Ein schaurig-schönes Erlebnis.

Hamm

, 04.12.2017, 15:53 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Dutzend menschliche Mumien, dazu einige von Tieren sowie weitere Exponate zeigt die Ausstellung. Foto: Heimann

Ein Dutzend menschliche Mumien, dazu einige von Tieren sowie weitere Exponate zeigt die Ausstellung. Foto: Heimann © Foto: Nils Heimann

Spannend oder schaurig? Interessant oder abstoßend? Ästhetisch oder doch geschmacklos? Beim ersten Blick auf die zwölf mumifizierten menschlichen Leichen, die derzeit im Gustav-Lübcke-Museum zu sehen sind, steckt man emotional erst einmal in der Zwickmühle. Zum einen wohl, weil für die meisten die Begegnung mit sterblichen Überresten nicht alltäglich ist und zum anderen wohl, weil man sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird.

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Mumienausstellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum

Hammer Gustav-Lübcke-Museum zeigt derzeit die Ausstellung "Mumien. Der Traum vom ewigen Leben", in der über 100 Exponate zu sehen sind.
04.12.2017
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Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Der Leiter des Gustav-Lübcke-Museums Daniel Spanke und die Britta Obszerninks vor der sogenannten "Hammer Mumie". Die war im 19. Jahrhundert von Hammer Bürgern angeschafft worden, ist dann aber im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Anhand eines Fotos (an der Wand) wurde die Mumie dann reproduziert. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann
Eindrücke von der Mumienaustellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. © Foto: Nils Heimann

„Als ich die Ausstellung das erste Mal gesehen habe, dachte ich so für mich: ‚Puuh‘ und habe sofort gemerkt, dass der Anblick etwas mit mir macht“, betonte auch die Hammer Kulturdezernentin Britta Obszerninks, die mit daran gearbeitet hatte, die Ausstellung nach Hamm zu holen.

Nicht alle Mumien sind von Menschenhand gemacht

Wer sich allerdings auf die Ausstellung einlässt, erfährt jede Menge über die verschiedenen Arten von Mumifizierung, ihre weltweite Verbreitung sowie deren kulturelle oder natürliche Hintergründe. Denn nicht alle Mumien sind von Menschenhand gemacht. Verschiedenste natürliche Umstände können dafür sorgen, dass Leichen lange erhalten bleiben. „Etwa wenn sie im Moor, in extremer Trockenheit oder im Eis gelegen haben“, erklärt der neue Leiter des Museums, Daniel Spanke.

Um möglichst viele Informationen mitzunehmen, empfiehlt es sich aber, an einer der Führungen teilzunehmen. Denn nur so erfährt man etwa, dass es buddhistische Mönche gab, die sich schon zu Lebzeiten durch extreme Askese auf ein Dasein als Mumie vorbereitet haben -und sich nach ihrem Tod mumifiziert in das Innere einer Buddha-Statue integrieren ließen.

Der erste körperliche Beleg für Kaiserschnitte

Oder dass der Fund der mumifizierten Leichen der Ungarin Terézia Borsodi (1768-1794) und ihrem Baby der erste körperlicher Beleg dafür ist, dass schon im 18. Jahrhundert Kaiserschnitte durchgeführt wurden. „Schriftliche Hinweise darauf gab es schon vorher“, erklärt Daniel Spanke, „dank der Mumie haben wir nun auch den Beweis.“

Dass man sich mit der Thematik „Mumien und Mumifizierung“ einer besonderen Herausforderung stellt, darüber ist sich auch der Museumsleiter bewusst: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um Menschen handelt. Das verlangt nach entsprechender Disziplin.

Ausstellung ist überhaupt nicht reißerisch aufgezogen

So ist die Ausstellung auch überhaupt nicht reißerisch aufgezogen wie etwa Gunther von Hagens „Körperwelten“, sondern sehr seriös. Einige der Glasvitrinen sind etwa oben mit einem Tuch abgedeckt, sodass man sich leicht bücken muss, um von der Seite hineinzuschauen. „Damit versuchen wir den Toten möglichst viel Respekt entgegenzubringen“, so Spanke.

Insgesamt umfasst die Ausstellung rund 100 Exponate, die zum Großteil aus internationalen Museen stammen.
Gustav-Lübcke-Museum Hamm: „Mumien. Der Traum vom ewigen Leben“ bis 17.6.2018, Bahnhofstraße, Di-Sa (10-17), So (10-18). Tickets 9/7 Euro, Gruppen auf Anfrage.
Öffentliche Führungen immer sonntags 11.30 Uhr, weitere Führungen auf Anfrage.