Münsters Broadway-Stars

15 Jahre Freies Musical-Ensemble

Wer am Samstagmittag die Filiale der Sparkasse in den Arkaden betrat, erlebte sein blaues Wunder. Statt ruhiger Schlangen vor den Schaltern erwarteten ihn entfesselte Sänger. Aus voller Kehle riefen sie: „Knoblauch, Knoblauch!“

Münster

, 05.10.2014, 14:38 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nein, Sparkunden bekommen ihre Zinsen demnächst nicht in Gewürzen ausgezahlt. Die Sänger wollten nächtliche Blutsauger vertreiben. Es war das „Freie Musical-Ensemble“ (FME), das seit 15 Jahren in Münsters Waldorfschule einen Erfolg nach dem anderen feiert – darunter eben auch 2004 den „Tanz der Vampire“.Start mit „Anatevka“ Nun haben die Musiker im eleganten Saal ihres Sponsors Sparkasse eine kleine, feine Ausstellung zum runden Jahrestag eröffnet. Und ihr Leiter, der Arzt Dr. Ingo Budweg, dirigierte ein paar schmissige Chor-Hits. Plakate, Inhaltsangaben, Zeitungskritiken und vor allem Kostüme und Requisiten lassen die Zeit seit 1999 Revue passieren. Los ging es damals mit „Anatevka“. Doch das FME beschränkte sich nicht auf gängiges Repertoire. Immer wieder standen Entdec

kungen und deutsche Erstaufführungen auf dem Spielplan. So kam Broadway-Komponistin Jill Santoriello eigens aus den USA angeflogen, um 2012 ihr Charles-Dickens-Musical „Eine Geschichte aus zwei Städten“ in der Waldorfschule zu sehen. „Sie war begeistert“, sagt Ensemble-Sprecherin Henrike Schelling.Prächtige Kleider Die aufwändigste Produktion war 2009 „Titanic“, ein Broadway-Erfolg von Komponist Maury Yeston. Ein hinreißendes Belle-Epoque-Kostüm ist in der Ausstellung zu sehen – darin könnte Kate Winslets böse Mutter sofort prachtvoll die Treppe zum Speisesaal hinabschreiten. Die Kostüme schneidern die Musiker teils selbst, teils entstehen sie in Zusammenarbeit mit der Modeschule Münster. Die pure Verführung ist eine rote Robe aus „Dracula“, dramatisch ein schwarzes Kleid der „Geschichte aus zwei Städten“. Ein Glaskasten in der Mitte der Schau enthält außerdem skurrile Requisiten. Was um alles in der Welt haben Dr. Jekyll und Mr. Hyde mit diesen langen Pipetten gemacht? Und die Bücher in Draculas gruftiger Bibliothek enthalten leider keine Hexenmagie, denn sie bestehen nur aus Papp-Rücken. Rund 100 Mitglieder in Chor und Orchester wirken bei einer Aufführung mit. Viele seien Studenten, manche blieben dem FME aber auch nach der Uni treu, erzählt Henrike Schelling. Wie in allen Chören sind auch hier neue Männer willkommen.Hit-Gala im November Im Jubiläumsjahr hatte das Ensemble eigentlich das neue Musical „Parade“ geplant, doch wegen des schweren Unwetterschadens in der Waldorfschule musste das Projekt auf 2016 verschoben werden. Leer gehen die Fans trotzdem nicht aus. Im November gibt es sechsmal eine Best-of-Gala mit den schönsten Nummern aus 15 Jahren zu sehen. Der Waldorf-Saal soll bis dahin wieder einsatzbereit sein – falls die volltönenden „Knoblauch“-Akkorde nicht den Putz von den Wänden rieseln lassen.

Die Gala ist am 21.,22., 28. Und 29. November um 19.30 Uhr und am 23./30. November um 17 Uhr zu sehen. Karten zu 12/8 Euro gibt es bei der Münster-Information im Stadthaus 1 und im Internet unter:  www.fme-ms.de

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