Mozarts Figaro subtil humorvoll inszeniert

Theater Hagen

Vor fünf Jahren avancierte Regisseurin Annette Wolf mit Ausstatterin Lena Brexendorff zum Dream-Team der komischen Oper am Theater Hagen. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Annette Wolf hat sich nun an Mozarts Figaro versucht und zeigt, warum es schade, um das einstige Team ist. Premiere war am Samstag.

HAGEN

, 02.10.2016, 16:43 Uhr / Lesedauer: 1 min
Cristina Piccardi singt eine quirlige Susanna in der Hagener Inszenierung.

Cristina Piccardi singt eine quirlige Susanna in der Hagener Inszenierung.

Zugegeben, "Die Hochzeit des Figaro" bietet keine ganz so dankbare Vorlage für heftige szenische Überzeichnungen wie Rossinis Belacanto. Und in der Tat kann Regisseurin Wolf bei Mozart im Theater Hagen auch unter Beweis stellen, dass sie ein gutes Händchen für subtileren Humor und feine Details hat, nicht nur schrille Kracher kann.

Indes, es fehlt das große Konzept. Imme Kachel hat die farbenfrohe Mehrzweckkulisse entworfen sowie die historisierenden Kostüme.

Skurriler Witz fehlt

Die Bühne erinnert schon auf den ersten Blick an den Stil des bekanntesten schwedischen Möbelhauses. Und so wundert es nicht, dass Figaro gleich zu Beginn der Oper nicht das Zimmer für das neue Ehebett ausmisst, sondern einen der typischen flachen Kartons anschleppt und erst einmal alle Schrauben durchzählt.

Das ist wirklich lustig und verspricht den gewohnten skurrilen Witz der Regisseurin. Allein: Aus der Idee wird nichts weiter. Sie "erklärt" gewissermaßen die Kulisse - mehr nicht.

Agile Susanna-Darstellerin

Immerhin lebt dieser Figaro in den ersten beiden Akten sehr von einer stark inszenierten Erotik. Cristina Piccardi als Susanna ist gesanglich wie darstellerisch frisch und agil. Die Gratwanderung zwischen Intrige und Sympathie gelingt ihr gut.

Andrew Finden ist ihr Figaro, ein guter Kerl und seiner Susanna in keiner Weise gewachsen. Kenneth Mattice gibt den geltungssüchtigen, aber einfältigen Grafen Almaviva, Veronika Haller die Gräfin.

Zunehmende Biederkeit

Aus dem Orchestergraben tönt es unter Leitung von Florian Ludwig schön leicht und klanglich ausgewogen.

Liefert im ersten Teil die frech inszenierte Erotik noch eine gute Würze, so verliert sich dieser Drive ab dem dritten Akt in zunehmende Biederkeit. Wenn sich die abschließende nächtliche Gartenszene rund um einen dramaturgisch völlig vom Himmel gefallenen Oldtimer dreht, erscheint das mehr als beliebig.

Nun ist das unvermittelte Happy End Mozarts tatsächlich schwer plausibel zu machen. Wolf aber versucht es erst gar nicht. Schade.

Termine: 14./23./26.10.; Karten: Tel. (02331) 2073218.