
Die eigentliche Show in "Monets Garden" dauert stimmungsvolle 40 Minuten. © Bettina Jäger
Abtauchen im Seerosenteich: „Monets Garten“ in Mülheim
Ausstellung in Mülheim
Diese Schau ist dem Maler Claude Monet gewidmet. Doch Achtung: Hier hängt kein einziges Gemälde des berühmten Impressionisten. Besucher erwartet ein eindrucksvolles, multimediales Erlebnis.
Der Höhepunkt sind natürlich die Seerosen. Plötzlich leuchtet der ganze Saal tiefblau. 40 Projektoren sorgen dafür, dass wir umgeben von Wasser sind. Ach was, wie ein Fisch sind wir in Monets Seerosenteich eingetaucht. Zauberhaft, diese immersive Schau „Monets Garten“ im Mülheimer Technikum. Zuvor in Berlin haben fast 120.000 Menschen diese Attraktion schon gesehen.
Hier sind keine echten Gemälde zu sehen
Aber Achtung: Hier hängt kein einziges echtes Gemälde von Claude Monet (1840-1926). Das ist jener berühmte Impressionist, dessen Garten in Giverny bei Paris ein Wallfahrtsort für Kunstfreunde ist. „Monets Garten“ dagegen ist eine supermoderne, multimediale, aber eben auch sehr stimmungsvolle Schau, in der die Bilder des Künstlers an die Wände und auf den Boden projiziert werden. Diesen Rundum-Effekt nennt man „immersiv“.
Das Herz der Ausstellung, deren Material 50 Tonnen wiegt und die 1200 Quadratmeter umfasst, ist der zentrale Saal mit 500 Quadratmetern Grundfläche und 4,50 Meter hohen Leinwänden. Die Zuschauer, für die Hocker und Sitzsäcke bereitstehen, erleben eine 40-minütige Show über das Leben und die Kunst Claude Monets.

Den Rundumeffekt, der in „Monets Garden" zu erleben ist, nennt man "immersiv". © Bettina Jäger
Dabei lernen die Besucher nicht nur 76 Werke kennen – etwa das „Frühstück im Grünen“ (1865/66), die „Iris“-Blüten (1914/17) oder „Camille im grünen Kleid“, das Porträt seiner Frau von 1866. Immer wieder beginnen Elemente, sich zu bewegen. So macht sich zum Beispiel Camilles grün-schwarzer Rock selbstständig, der prächtige Stoff weht über die Leinwand. Klassische Musik untermalt auch moderne Momente, etwa wenn zu Ravels „Bolero“ ganz poppig gezeichnete Seerosen ins Wasser fallen.
Den Künstler Monet neu erleben
„Das ist ein Weg, um bekannte Künstler neu zu erleben“, sagt Nepomuk Schessl von der Firma Alegria. Eigentlich war er ein bekannter Konzertveranstalter (MünchenMusik), als plötzlich im Lockdown nur noch Termine abzusagen waren. Im ersten Lockdown ließen dann rund 30 Kreative diese neuartige Idee wahr werden.
„Manche Museen haben noch Berührungsängste“, sagt Schessl. Dabei dürfte „Monets Garten“ auch Fachleute gnädig stimmen: Im „Studio“ gleich zu Beginn lässt sich sein Lebensweg nachlesen. In einem langen Gang kann man die Malweise gerade der Seerosen durch raffinierte Gimmicks – etwa eine Lupe, die übers Bild wandert – genau studieren. Ein Hit ist auch das nachgebaute Haus des Künstlers mitsamt Brücke.
Die Plastikblumen sind nicht jedermanns Sache, aber im Gebäude selbst gibt es ein tolles interaktives Angebot. Durch Bewegung kann man mit Monets Farben auf einer 7 mal 4,5 Meter großen Leinwand scheinbar selbst „malen“. Das ist ein Spaß für Kinder, wie überhaupt die Schau für Familien sehr geeignet ist. Fazit: absolut empfehlenswert.
„Monets Garten – Ein immersives Ausstellungserlebnis“, Technikum Mülheim, Ulmenallee 14-16, Zufahrt über Heerstraße und Wissollstraße, großer Parkplatz, geöffnet 7.5.-26.6. und 11.-18.8. Mo-So 10-20 Uhr, 27.6.-10.8. (Sommerferien) Do-So 10-21 Uhr. Tickets gelten für ein 15-minütiges Einlasszeitfenster, Besuchszeit unbegrenzt (nötig ist eine Stunde). Karten 20 Euro, Sa/So/Feiertage 22 Euro.
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.
