Mit einer Autobombe quer durchs Ruhrgebiet Duo muss nicht ins Gefängnis

Mit einer Autobombe durchs Ruhrgebiet: Duo muss nicht ins Gefängnis
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Diese Tat bleibt einfach unglaublich. Vor etwas mehr als einem Jahr ist ein nicht vorbestrafter Geschäftsmann aus Waltrop mit einer Autobombe quer durchs Ruhrgebiet gefahren. Sein Ziel: Der A2-Parkplatz „Resser Mark“ bei Gelsenkirchen. Dort wartete ein Mann namens „Drago“, der den Sprengsatz für knapp 15.000 Euro entgegennahm. Dass „Drago“ ein Scheinkäufer der Polizei war, hatte der 46-Jährige damals noch nicht gewusst.

Jetzt ist der Waltroper am Essener Landgericht verurteilt worden. Ins Gefängnis muss er allerdings nicht. Die 10. Strafkammer hat 21 Monate Haft auf Bewährung verhängt - wegen eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Gegen einen mitangeklagten Komplizen aus Essen sind 24 Monate Haft auf Bewährung verhängt worden. „Den Angeklagten ging es nur ums schnelle Geld“, so Richterin Ute Hartung.

Weitere Sprengsätze

Aus Versehen hätte die Bombe damals nicht explodieren können. Der Zünder war vorübergehend nicht funktionsfähig. Trotzdem hätten die Angeklagten völlig unprofessionell gehandelt. „Keiner von ihnen konnte die Gefährlichkeit richtig beurteilen.“ Weil sich beide überhaupt nicht ausgekannt hätten.

Die Bombe bestand aus 300 Gramm TNT. Als Fernzünder diente ein altes Nokia-Handy. Verkauft hatte sie ein Mann aus Herne, der kurz vor seiner geplanten Festnahme untergetaucht war. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt. In seiner Herner Wohnung waren bei einer späteren Durchsuchung noch zwei weitere baugleiche Bomben gefunden worden.

Informant der Polizei

Es war im April letzten Jahres, als der Waltroper, der bis dahin ein völlig bürgerliches Leben geführt hat, tief in die kriminelle Szene eingetaucht ist. Sein später mitangeklagter Freund aus Essen hatte offenbar einen Auftragsmörder gesucht, um einen Bekannten aus dem Weg zu räumen. Die dafür erforderliche Autobombe sei kein Problem.

Daraufhin hatte sich der 46-jährige Waltroper bei Arbeitskollegen umgehört, die vorher schon damit geprahlt hatten, einfach „alles“ besorgen zu können. Zugehört hatte dabei allerdings auch ein Informant der Polizei.

„Morgen beginnt ein neuer Tag“

Die angeblichen Mordpläne – so sie denn überhaupt konkret waren – hatten sich dann allerdings schnell wieder zerschlagen. Dass im Ruhrgebiet eine Bombe zu kaufen sei, hatte dagegen die Runde gemacht. So war schließlich auch „Drago“ ins Spiel gekommen.

Vor Gericht hatte der Waltroper vom größten Fehler seines Lebens gesprochen. Er sei damals in finanziellen Schwierigkeiten gewesen. „Plötzlich war ich dann mittendrin“, so seine Worte vor Gericht. Nach dem Urteil will er nun nach vorne gucken. „Morgen beginnt ein neuer Tag“, sagte er den Richtern. „Ich hoffe, es wird auch ein neues Leben.“

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