In den 1920er-Jahren waren nicht nur Mode, Gesellschaft und Tänze wild. Die Oper Dortmund öffnete am Samstagabend den goldenen Vorhang für die Silberne Operette dieser Zeit und feierte in einer rauschenden Gala die „Roaring Oper(ett)a“.
Schöner Nebeneffekt: Bei dieser Auswahl an populären Opernhits der 1920er- und 30er-Jahre hat das Operettenpublikum vielleicht jetzt auch mal Lust, es mit der Oper zu probieren. Denn soweit voneinander entfernt waren Puccini und Lehár, Korngold und Kálmán gar nicht.
Götz Alsmann mit Ukulele
Mit Götz Alsmann hatte die Gala einen wunderbaren Moderator, der nicht nur humorvoll bestes Infotainment bot, sondern auch auf der Ukulele einer „Mausi“ der 20er-Jahre ein Liebeslied sang und dem „Matrosen und dem Mädchen“ ein klingendes Denkmal setzte.
Und wenn eine Opern- oder Operettengala eins braucht, dann sind das neben Plüschsesseln, Glitzer und Kronleuchtern Tenöre. Die Oper Dortmund hatte drei vortreffliche: Mirko Roschkowski, der etwas lyrisch und leise sang, aber mit sehr kultivierter hoher Stimme auch in Korngolds „Lied der Liebe“ von der Liebe träumte.

Fritz Steinbacher, den mit allen (ungarischen) Wassern gewaschenen Buffo, der an der Seite von Kálmáns Gräfin Mariza (noch bis 25. Mai auf dem Dortmunder Spielplan) eine umwerfende Ausstrahlung hatte. Und den jungen Südkoreaner Sungho Kim, einen fantastischen, ausdrucksstarker Puccini-Tenor mit viel Glanz in der mühelos in die Höhe geführten Stimme.
Der Amerikaner Morgan Moody ist als Bariton mit großen Unterhaltungsqualitäten aus so einer Gala nicht wegzudenken. Er holte aus Lehárs „Lustiger Witwe“ für das Publikum „vom Himmel das Blau“.
Tolle Sängerinnen
Tanja Christine Kuhn, die in dieser Saison sowohl in der Oper (als Pamina in der „Zauberflöte“) als auch in der Operette (als Kálmáns Gräfin Mariza) begeistert hat, hätte bei der Gala auch den Preis für die meisten Kleiderwechsel und schönsten Roben verdient. Sie bezirzte als Lehárs Giuditta mit den heiß küssenden Lippen sogar zwei Tenöre.
Und was für ein Glück für die Oper Dortmund, so eine „Butterfly“ im Ensemble zu haben. Anna Sohn sang die Arie der Cio-Cio-San „Un bel di vedremo“ mit so viel Gefühl und Innigkeit und ließ ihren farbenreichen, substanzvollen Sopran auch als Schwester Angelika in Puccinis „Trittico“ mit viel Wärme fließen. Diese Sopranistin ist ein Juwel im Dortmunder Opernensemble.
Schwung und Stimmung
Am Pult der Dortmunder Philharmoniker, die auf der Bühne und nicht versteckt im Graben saßen, führte der erste Kapellmeister Motonori Kobayashi schwungvoll durch die kurzweiligen zweieinhalb Stunden. Und auch der Opernchor brachte ausgelassene Operetten-Stimmung auf und sogar vor die Bühne.
Ein unterhaltsamer und musikalisch hochkarätiger Abend, den Alexander Becker und Opernintendant Heribert Germeshausen szenisch und musikalisch eingerichtet haben.
Termine: 29. 1., 3. 2.; Karten: Tel. (0231) 502 72 22 oder
www.theaterdo.de
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