Minderjährige Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht: Stadt Bochum in der Kritik
Migration
Hunderte Flüchtlinge kommen momentan wöchentlich in NRW-Städten an. Die Stadt Bochum bringt Kinder und Jugendliche derzeit allein in Turnhallen unter. Das sorgt jetzt für Kritik.
Die absoluten Zahlen sind so hoch wie 2015/2016: Mehr als 1,1 Millionen Menschen haben dieses Jahr Zuflucht in Deutschland gesucht. Die Kommunen schlagen Alarm, denn die Unterkünfte sind voll. In Bochum werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge jetzt in Turnhallen untergebracht. Dafür steht die Stadt in der Kritik.
Aktuell sind 232 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bochum untergebracht, so die Stadt Bochum auf Anfrage unserer Redaktion. Und die städtischen Unterkünfte sind voll. Denn in den vergangenen vier bis fünf Wochen ist die Zahl der Geflüchteten, die in Bochum ankommen, stark gestiegen. Das liege an den aktuell geöffneten Flüchtlingsrouten in Südosteuropa, so die Stadt.
Zwei Turnhallen in Bochum dienen als Notunterkünfte
So nutzt die Stadt aktuell zwei Turnhallen in Bochum, um die unbegleiteten Minderjährigen dort unterzubringen. Dafür gibt es Kritik vom Initiativkreis Flüchtlingsarbeit Bochum. Wie die WAZ berichtet, kritisiert die Initiative, dass es in den Turnhallen für die Jugendlichen und Kinder keine Privatsphäre, keine Ruhe, keine ausreichenden Sanitäranlagen, keinen hinreichenden Infektionsschutz und keine angemessene medizinische, psychologische und soziale Versorgung gebe.
Die Stadt Bochum zeigt sich über diese Art der Unterbringung auch nicht glücklich. „Unser Ziel ist es, eine Unterbringung in Turnhallen zu vermeiden bzw. so schnell wie möglich zu beenden“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Dazu habe die Stadt sich auch an das Land NRW gewandt und dort um Unterstützung gebeten - jedoch bislang erfolglos.
Bochum übernimmt Erstaufnahme der Flüchtlinge für ganz NRW
Die Stadt Bochum weist aber auch einen Teil der Kritik zurück und beteuert, dass die medizinische und psychologische Betreuung durchgeführt wird. Denn Bochum übernimmt zentral die Erstaufnahme aller in Nordrhein-Westfalen ankommenden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge . Erst nach dieser sogenannten Clearing-Aufgaben werden die Flüchtlinge in andere Städte weitergeleitet. Außerdem arbeite die Stadt mit freien Trägern wie IFAK oder Plan B zusammen, die geschultes Personal zur Verfügung stellen können.
Insgesamt kommen momentan etwa 160 Flüchtlinge pro Woche in Bochum an. Und es sollen noch mehr werden. Die Initiative fordert unterdessen von der Stadt, die Unterbringung in Turnhallen sofort zu beenden und Alternativkonzepte vorzulegen. Eine Antwort auf die Frage, wie sich die Stadt auf die nächste Flüchtlings-Welle vorbereitet, die in NRW in den kommenden Wochen erwartet wird, blieb von der Stadt Bochum aus.