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Mendener Tätowierer wegen sexueller Belästigung angeklagt
Vor Gericht
Nachdem eine Kundin ihren Tätowierer abblitzen ließ, soll er beim Tätowieren besonders tief zugestochen haben. Zuvor soll er sie als „kleine sexy Maus bezeichnet“ und sie begrabscht haben.
Nach einem ersten, erfolgreichen Besuch bei einem Mendener Tätowierer, der seiner Tätigkeit außerhalb von Menden nachgeht, entschied sich eine 28-Jährige erneut für ihn. Doch dieses Mal soll alles anders gelaufen sein.
Im Sommer vergangenen Jahres suchte sie den Tätowierer auf. Dabei sei ihr aufgefallen, dass der 44-Jährige merkwürdige Fragen stellte. Er habe wissen wollen, ob sie einen Freund habe, ob sie mit diesem glücklich sei, ob sie gerne Sex habe, ob sie Krankheiten habe. Zudem habe er sie als kleine sexy Maus bezeichnet und offen zugegeben, dass er Sex mit ihr haben wollte. Dann habe er gesagt, er würde ihr gern ein Tattoo mit weißer Tinte zwischen die Beine machen. „Das war eindeutig“, interpretierte die Frau diese Aussage als eine Anspielung auf Geschlechtsverkehr. „Es kam auch vor, dass er mir an den Hintern gefasst hat. Er wollte mir auch zwischen die Beine.“
Als sie sämtliche Anmachen abgelehnt habe, habe er gesagt, weil sie ihn nicht wolle, würde er ihr jetzt weh tun. „Dann fing es an, richtig weh zu tun“, gab die 28-Jährige an. Er habe die Nadeln viel zu tief eingestochen. Das alles berichtete die Frau im Zeugenstand vor einem Strafrichter. Warum sie nicht nach der ersten sexuellen Bemerkung, oder zumindest später gegangen sei, wollte der Verteidiger des angeklagten Tätowierers wissen. Darauf zögerte die Zeugin und gab zu, dass das wahrscheinlich besser gewesen wäre. Aber „Mein Gedanke war: ‚Ziehe ich durch.“ Allerdings sei die Angelegenheit bis heute eine große Belastung für Sie. Künftig würde sie sich nur noch von Frauen tätowieren lassen und auch nur, wenn ihr Freund dabei sei.
Der Angeklagte stritt die Vorwürfe ab. Er hätte sich mit der Kundin normal unterhalten. Irgendwann habe sie ihn allerdings auf das Thema Freund gebracht. Er habe ihr gesagt, dass sie sich doch keine Sorgen machen müsste, alleine zu bleiben. „Ich hatte das Gefühl, dass sie etwas von mir wollte, aber ich habe ihr sofort gesagt, dass ich verheiratet bin.“ Über sexuelle Dinge hätten sie nicht gesprochen. Und auch ihren Hintern habe er nicht angefasst. Und vor allem habe er die Nadel nicht zu tief eingestochen. Am Ende habe sich die Frau sogar noch für das gelungene Tattoo bedankt. Ja, das habe sie, bestätigte die 28-Jährige. Aufgrund der schwierigen Sachlage und weil der Mendener keine Vorstrafen hat, stellte das Gericht das Verfahren schließlich gegen eine Zahlung von 900 Euro an den Weißen Ring vorläufig ein.
Ist im Land Brandenburg geboren, fühlt sich seit 2008 in Nordrhein-Westfalen wohl. Nach ihrem Volontariat und einer zweijährigen Redaktionatätigkeit hat sie ihre Liebe für die Gerichtsberichterstattung entdeckt. Seither ist sie in vielen Sitzungssälen anzutreffen.
