Für Unnas Vorzeige-Bobsportlerin Laura Nolte geht in wenigen Tagen ein sportlich erfolgreiches und erneut emotionales Jahr 2024 zu Ende. In ihrem Bob hat die deutsche Top-Pilotin erneut präzise abgeliefert und auch privat hat sich im Leben der mittlerweile 26-Jährigen wieder sehr viel getan.
Heim-WM in Winterberg ein emotionaler Faktor
Sportlich und auch emotional gab es hier das große Highlight mit den Weltmeisterschaften in Winterberg. Die haben gleich in doppelter Hinsicht einen ganz hohen Stellenwert auf der Skala eingenommen. „Das ist eben meine Heimbahn, hier ist die Familie dabei und natürlich auch ganz viele Freunde und Fans.“ Und die haben Laura Nolte auch im Februar 2024 wieder angetrieben zu Höchstleistungen und vor allem zu einem nicht unbedingt erwartbaren Titel.
„Dass ich den Weltmeistertitel im Monobob gewinne, davon bin ich vorher ganz sicher nicht ausgegangen“, beschreibt Nolte ihre eigene damalige Gefühlslage. In der Tat war die Titelverteidigerin nicht als Favoritin an den Start gegangen. Und nach den ersten zwei Durchgängen am ersten Tag sah es auch nicht wirklich gut aus.
Am zweiten Tag der Wettkämpfe, in den Läufen drei und vier, da war sie dann wieder voll da, die Kämpferin Laura Nolte. Die, die mit stahlharten Nerven alles noch herausreißen will, und vor allem auch kann. Am Ende stand dort ein die erfolgreiche Titelverteidigung auf der Anzeigetafel. „Einfach unglaublich, und wahnsinnig schön“, kann sie es auch Monate später kaum fassen.
„Die Leute haben uns extrem gefeiert“
Nur eine Woche später, im Zweierbob, folgte gleich der nächste emotionale Höhepunkt. Mit ihrer Stammanschieberin Deborah Levi gab es die Silbermedaille im Zweierbob zu bejubeln, oder eben doch nicht? „Da hätten wir uns insgeheim natürlich schon ein wenig mehr gewünscht“, gibt die Pilotin unumwunden zu. Denn der WM-Triumph im Zweierbob ist das Einzige, was auf der Titelliste der Laura Nolte noch fehlt. „Wir hatten den Titel sicher drin. Waren am Start die Schnellsten und in der Bahn super unterwegs“, so Nolte. „Aber vielleicht hat uns das Material einen Streich gespielt.“

Für Anschieberin Levi war es zugelich die Rückkehr auf die große Weltcup-Bühne. Nach einer unendlich langen Leidenszeit von fast zwei Jahren ohne Weltcup hatte sich die ehemalige Sprinterin erst eine Woche vor dem WM-Start in Altenberg wieder fit zurückgemeldet.
Und sogleich einen Platz im WM-Bob von Laura Nolte bekommen. „Dass es dann nicht zum Titel gereicht hat, ist natürlich schade, aber so ist es eben im Sport“, weiß Laura Nolte. Sie wirkt dabei extrem aufgeräumt und klar in ihren Aussagen. Wichtige „Learnings“ habe sie ganz persönlich aus diesem Ereignis ableiten können. „Familie, Freunde und die Fans in Winterberg haben uns für Rang zwei extrem gefeiert“, erklärt die Soldatin, die bei der Bundeswehr seit dem Sommer den Rang des Feldwebels innehat. „Natürlich willst du als Sportlerin immer gewinnen, aber das klappt halt nicht immer und das muss man auch akzeptieren. Sonst wirst du auf Dauer nicht glücklich.“
Japan-Motivation auf dem Weg zum Bachelor
Bei ihr ist das ganz sicher kein Problem, denn die immer noch junge Pilotin macht einen alles andere als unzufriedenen Eindruck. Das mag auch daran liegen, dass sie im Sommer 2024 „endlich das Bachelor-Studium“ an der Ruhr-Uni in Bochum abgeschlossen hat, was Nolte nach eigener Aussage lange vor sich hergeschoben hat. Nun also ist der Abschluss in Wirtschaftspsychologie da. „Was für mich ein super Highlight war.“ Und ganz nebenbei auch extrem wichtig für den weiteren Fortgang ihrer Karriere ist. Im kommenden Sommer kann sie sich nun völlig der Vorbereitung auf das nächste große Fernziel widmen: Die Olympischen Winterspiele 2026 in Cortina D’Ampezzo und Mailand.
Und natürlich auch einer weiteren großen Leidenschaft: dem Reisen. Im Sommer 2024 war sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin unterwegs in Japan. „Ich liebe dieses Land und natürlich auch Sushi“, lacht die Frohnatur. „Es war einfach herrlich. In den großen Städten wie Tokio oder Kyoto. Aber auch in den ländlichen Regionen. Die Menschen dort sind einfach super cool und nett.“
Genau so wie die Sportlerinnen und Sportler im „Club der Besten“. Auch hier war Nolte im Sommer gemeinsam mit Deborah Levi und zwei Freundinnen wieder zu Gast. „Einfach genial, was die Sporthilfe hier auf die Beine stellt. Hier kommen alle erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler an einem Ort zusammen. Da lernt man viele neue Leute kennen. Und hat nebenbei ganz viel Spaß.“
„Irgendwann wird es zäh“
Vorher, nachher und auch mittendrin in einem ereignisreichen Sommer steht aber immer wieder auch das Training auf dem Programm. Und das hat augenscheinlich bei Laura Nolte ebenfalls sehr gut funktioniert. „Irgendwann, nach vielen Einheiten wird es natürlich zäh. Man will sehen, wofür man das tut und ob es funktioniert hat. Da hoffst du, dass es endlich losgeht“, so die Uni-Absolventin. „Aber nun wissen wir, dass es geklappt hat. Wir sind am Start wieder bei den Besten dabei. Das war das Ziel.“

Und das hat im bisherigen Verlauf der Saison auch schon zu drei weiteren Siegen und einem zweiten Rang geführt. Damit ist der Siegeswille aber noch lange nicht gestillt. Großes Ziel für die Saison 2024/25 sind übrigens die Weltmeisterschaften in Lake Placid im März 2025.
„Hier haben wir ja die nächste Chance, uns den Titel im Zweierbob zu holen“, blickt Laura Nolte bereits voraus. „Obwohl es hier sicher vermessen wäre, uns alleine in den Favoritenkreis zu setzen. Da werden die Amerikanerinnen sicher ein großes und gewichtiges Wort mitreden.“
Aber sollte es das Duo Nolte/Levi auf der Olympiabahn von 1980 schaffen, den einzig noch fehlenden Titel zu holen, dann hat die sympathische Pilotin auch hierfür schon ein Statement parat: „It was a long way to do this!! Viele Learnings inklusive.“ Dass sie lange Wege gehen kann, hat Laura Nolte nicht nur einmal eindrucksvoll bewiesen.
Nach Weihnachten warten kurze Wege
Der erste Weg in 2025 wird aber erstmal recht kurz werden. Denn der kommende Weltcup geht am ersten Januar-Wochenende (4./5.1.) in Winterberg über die Bühne. Hier stehen die nächsten Wettkämpfe im Mono und im Zweier an.
Viel besser als mit dem Heimrennen vor der Haustür kann es ja gar nicht losgehen für das Bobteam Nolte. Zuvor steht für die Sportlerin aber erstmal noch das Weihnachtsfest auf dem Programm.
Für eine wie Laura Nolte, die ansonsten im Jahr ständig und überall mit Vollgas unterwegs ist, ganz sicher auch ein wichtiger Moment um innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Und wo ginge das besser als im Kreise der Familie im Heimatort Mühlhausen-Uelzen.

Der übliche Weltcup-Stress kommt ganz sicher nur wenig später wieder von ganz alleine zurück. Aber um eine wie die stets fröhliche Laura Nolte, die Weltcup-Gesamtsiegerin, Weltmeisterin, Vizeweltmeisterin, Europameisterin des abgelaufenen Jahres muss man sich gewiss keine Sorgen machen.
Denn spätestens bei einem Interview mit ihr wird man einfach nur „angesteckt“ von ihrer immer guten Laune.