Matrosenleben im Kaleidoskop der Gefühle
Musiktheater im Revier
Die Uraufführung von Leonard Bernsteins erstem Musical "On The Town" am New Yorker Broadway war 1944 so erfolgreich, dass es schon bald (mit Gene Kelly und Frank Sinatra) verfilmt wurde; doch nach dem Welterfolg der "West Side Story", 13 Jahre später, geriet der turbulente Erstling in Vergessenheit. Nun hat das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ihn wachgeküsst.

Lustig ist das Matrosenleben in Gelsenkirchen.
Der Jubel wollte bei der Premiere am Samstag kein Ende nehmen. Drei Matrosen dürfen 24 Stunden an Land, bevor sie in den Krieg ziehen müssen. Gabey, Chip und Ozzie (fabelhaft gespielt und gesungen von Piotr Prochera, Michael Dahmen und E. Mark Murphy) stürzen sich Hals über Kopf ins New Yorker Tag- und Nachtleben und sind auf Mädchenjagd.Krasse Frauentypen Was passiert, wie sie New York und krasseste Frauentypen erleben, vor allem ihre Favoritinnen Ivy, Hildy und Claire (hinreißend gemimt und gesungen von Julia Schukowski, Judith Jakob und Dorin Rahardja) muss man drei Stunden live sehen.
Zu bewundern ist, wie Bernstein das vibrierende New York musikalisch dargestellt hat, und wie Regie (Carsten Kirchmeier) und Choreografie (Ballettchefin Bridget Breiner) dies szenisch einzufangen.Collagen von Musikstilen So wie man ein Kaleidoskop dreht, so collagiert Bernstein Musikstile und Gefühle: Jazz, Romantik, östliche Folklore, Neoklassik und Strawinski - Hektik, Kitsch, Aggression, Komik und Schmerz. Wie Chefdirigent Rasmus Baumann das mit der Neuen Philharmonie Westfalen hinkriegt, ist schon phänomenal.
Durcheinander von Zufällen und Empfindungen
Und wer die Musik so zu hören vermag, versteht auch Inszenierung und Choreographie: keine klassische Dramaturgie, sondern ein scheinbares Durcheinander von Zufällen und Empfindungen, fast schon eine Voraussicht auf die Popart.
So verstehen sich auch die heterogenen Kostüme von Renée Listerdal für fast hundert Akteure und vor allem die Bühne von Jürgen Kirner.