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Inzidenz über 200: Maßnahmen im Nachbarkreis zeigen kaum Erfolg
Coronavirus im Kreis Unna
Während die Inzidenz im Kreis Unna binnen kurzer Zeit sprunghaft gestiegen ist, kämpft der Märkische Kreis schon seit Wochen mit hohen Infektionszahlen. Schulschließungen und Ausgangssperre scheinen kaum zu wirken.
Wochenlang gehörte die Inzidenz im Märkischen Kreis zu den höchsten in NRW. Sie lag zeitweise deutlich über 200. Mit 214,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner war dieser Wert auch am Freitagmorgen noch besorgniserregend hoch. Der Kreis Unna hat allerdings nachgezogen – und überschreitet mit einer Inzidenz von 208,4 am Freitag erneut deutlich die Zweihundertermarke.
Die Erfahrung der vergangenen Wochen macht deutlich: Die verschärften Maßnahmen zum Infektionsschutz, die in einer Ausgangssperre gipfelten, zeigen im Märkischen Kreis bisher kaum Wirkung.
Seit März galten für viele Städte und Kreise in NRW die stufenweise angesetzten Lockerungen der Landesregierung. Bei leicht sinkenden Infektionszahlen öffneten Friseure, Geschäfte konnten erst mit Termin, später mit Schnelltest besucht werden. Kitas liefen nicht mehr im Notbetrieb, Kinder und Jugendliche kehrten in den Wechselunterricht an Schulen zurück. Doch im Märkischen Kreis verschärfte sich die Corona-Lage zunehmend, ohne dass es dafür einen konkreten Anlass gab.
Kontaktbeschränkungen und erweiterte Maskenpflicht
Am 18. März nannte der Kreis erste Maßnahmen zur Virus-Eindämmung. Etwa Kontaktbeschränkungen im privaten Raum, eine Maskenpflicht rund um Schulen und Kitas sowie in Fahrgemeinschaften. Die bundesweiten Lockerungen wollte man im Märkischen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zurücknehmen.
Am 23. März kündigte die Kreisverwaltung eine weitere Erweiterung der Allgemeinverfügung an. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Landesregierung bereits eine Notbremse für ganz NRW prognostiziert. Die Wocheninzidenz lag im Märkischen Kreis deutlich über 200.
Die Verschärfungen: Für Friseurbesuche mussten Bürgerinnen und Bürger einen tagesaktuellen negativen Schnelltest vorlegen, die weiterführenden Schulen, Grundschulen und Förderschulen kehrten mit Ausnahme der Abschlussklassen in den Distanzunterricht zurück. Eltern wurde freigestellt, ob sie ihren Nachwuchs in eine Kindertageseinrichtung bringen. Die Stadt Menden etwa appellierte an Eltern, ihre Kinder zuhause zu betreuen, sofern der Kita-Besuch nicht zwingend erforderlich ist. Von „Click and Meet“ (Einkaufen mit Termin) mussten viele Geschäfte später wieder auf „Click and Collect“ (bestellte Ware abholen) umstellen.
Zahlen blieben trotzdem auf hohen Niveau
Trotz dieser Maßnahmen blieben die Infektionszahlen auf kaum verändert hohem Niveau. Weitere Maßnahmen folgten. Zentral für Bürger: Der Erlass einer Ausgangsbeschränkung von 21 Uhr abends bis fünf Uhr morgens, die am 9. April in Kraft trat, allerdings viele Ausnahmen zulässt. Etwa das Treffen in einer Beziehung lebender, aber nicht zusammen wohnender Menschen, den Gassi-Gang mit dem Hund sowie alle beruflichen und pflegerischen Tätigkeiten.
Einige Bürger reichten Klage ein. Es gab bereits ein erstes Urteil. Nicht klar ist, ob der Kreis die Ausgangssperre lange aufrecht erhalten kann.
Die ersten Maßnahmen, mit denen der Kreis Unna den hohen Inzidenzen nun begegnet, sehen ähnlich aus. Geplant ist eine Kontaktbeschränkung auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten. Eine nächtliche Kontaktsperre soll Ähnliches wie eine Ausgangssperre bewirken. Kitas kehren voraussichtlich vollständig in den Notbetrieb zurück.
Während der Märkische Kreis das Infektionsgeschehen lange passiv beobachtete, Maßnahmen nur schrittweise einführte, ist der Kreis Unna durch den sprunghaften Anstieg binnen kurzer Zeit zu schnellem Handeln gezwungen.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
