„Lucia di Lammermoor“ mit einer starken Hauptdarstellerin
Theater Hagen
Wenn schon, denn schon. Nach mehr als 35 Jahren bringt das Theater Hagen wieder Donizettis "Lucia di Lammermoor" auf die Bühne und geht dabei musikalisch keine Kompromisse ein. Zum Teil geht dieses Konzept hervorragend auf - zum Teil aber auch nicht.

Cristina Piccardi ist eine glänzende Lucia.
"Die Sänger müssen große stimmliche Kraft aufbringen", hatte Hagens Erster Kapellmeister Mihhail Gerts schon vor der Premiere angedroht und liegt damit, ganz allgemein gesprochen, zweifellos richtig. Unter seinem straffen Dirigat aber wird es für die Sänger mitunter knüppelhart.
Um den Preis eines tatsächlich überaus brillanten Klangbilds im Orchester müssen Chor und Solisten alles geben, um sich zu behaupten. In der Eingangsszene geht das direkt schief: Hauptmann Normanno (Matthew Overmeyer) und seine Chor-Truppe gehen immer wieder unter. Sie werden nicht die Einzigen bleiben.
Psychisch krank
Immerhin der Hauptfigur bleibt dieses Schicksal erspart. Cristina Piccardis Timbre wirkt im ersten Eindruck nicht sonderlich groß, ihre Durchsetzungskraft ist bei aller jugendlich leichten Anmutung allerdings beachtlich und auch im Forte ohne klangliche Einbußen. Die Brasilianerin, die erst seit der vergangenen Saison zum Ensemble gehört, legt eine echte Glanzpartie hin. Die Männer um sie herum, unter denen sie größtenteils zu leiden hat, geraten da eher zum Beiwerk.
Kenneth Mattice gibt als Enrico einen gewalttätigen Machtmenschen unserer Zeit, Kejia Xiong einen aufbrausenden Edgardo, bei dem das Springmesser locker sitzt, Rainer Zaun als Raimondo einen bigotten Priester.
Präzise Personenregie
Regisseur Thomas Weber-Schallauer erzählt die Tragödie mit präziser Personenregie spannend, aber ohne wirklich neue Sichtweise. Es sind bei ihm nicht allein die Männer, die Lucia in den Wahnsinn treiben. Denn die war wohl schon vorher krank im Kopf.