Lila Polster-Wonne im Theater Münster

Sessel-Renovierung

58 Jahre nach seiner Eröffnung wird es im Großen Haus des Theaters Münster richtig bequem. Dafür sorgt die große Renovierungsmaßnahme dieser Sommerferien: Die 867 Stühle werden neu gepolstert.

Münster

, 09.07.2014, 19:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Erhalten bleiben indes die Metallgestänge der Stühle. „Ursprünglich wollten wir die auch ersetzen“, sagt Thomas Braun. Aber erstens stellte man fest, dass die Stangen noch hervorragend in Schuss sind. Und zweitens wären neue Gestelle sehr teuer geworden. Denn im Theater ist jeder Stuhl ein Unikat. Die Lehnen der verschiedenen Reihen im Parkett und auf den Rängen sind alle unterschiedlich hoch. Und Sessel auf der linken Seite sind anders geneigt als auf der rechten. Ohne neue Stangen konnten die Kosten der Renovierung auf 220 000 Euro gedrückt werden. Die Besucher haben diese Summe bereits durch einen Sanierungseuro auf den Eintrittskarten bezahlt. Allerdings werden die Metallgestänge demnächst nicht mehr weiß, sondern schwarz sein. Das Aussehen des Zuschauerraums verändert sich dadurch drastisch. „Tatsächlich waren die Stuhlrahmen aber schon bei der Eröffnung 1956 im Parkett schwarz und nur auf den Rängen weiß“, sagt Thomas Braun. „Wir haben erst überlegt, ob wir diese Zweifarbigkeit wiederherstellen sollen, aber wir fanden es dann komplett schwarz schöner.“ Werner Ruhnau auch.

Der Architekt bekommt außerdem einen Wunsch erfüllt: Bei allen Sesseln wird eine kleine LED-Leuchte in die Rückseite der Rückenlehne eingebaut. Dadurch haben Besucher vor der Vorstellung optimales Licht, um das Programmheft zu lesen. Zurzeit sieht das Foyer des Theaters aus wie der Friedhof der Kuschelsessel: Die alten Cord-Polster sind am Eingang aufgetürmt wie Sandsäcke gegen eine drohende Flut, die weißen Gestänge liegen daneben. Eine Berliner Firma bereitet den Abtransport zur Renovierung vor, Arbeiter laufen energiegeladen zwischen den Stapeln umher.

Das Stuhl-Projekt betrifft die Zuschauer am stärksten, aber im Theater wird in der Sommerpause noch mehr erneuert. Vor allem die Beschallungsanlage: Im Großen Haus werden neue Lautsprecher angebracht. Sie kommen zum Beispiel zum Einsatz, wenn bei einer Tanz- oder Schauspielaufführung Musik vom Band läuft. „Die alten Lautsprecher waren nach zwölf Jahren durch“, sagt Thomas Braun. Das Publikum werde diese Verbesserung der Tontechnik durchaus bemerken. Völlig hinter den Kulissen läuft hingegen die Sanierung des Theaterfundus im Verwaltungsgebäude neben der Martinikirche. Sämtliche Kostüme sind bereits in Roxel zwischengelagert. Eingebaut wird ein neues, effektiveres Lagersystem: „Wenn man es ganz einfach beschreiben wollte, könnte man sagen, wir bekommen neue Kleiderstangen“, sagt Thomas Braun. So muss die Opern-Verführerin Carmen sich keine Sorgen machen, dass ihr aufreizendes Kleid verknittert ist.

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