Leichtbauhallen für Flüchtlinge
Winterfeste Unterbringung
Die Stadt hat gestern im Rat beschlossen, mehrere Leichtbauhallen anzumieten und bis zu 1120 Menschen darin unterbringen. Außerdem muss sie in Sachen Flüchtlingsbetreuung ihre eigenen Ansprüche nach unten korrigieren und zum Beispiel Qualitätsstandards in der Unterbringung senken.

Leichtbauhallen wie die, die derzeit in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) aufgebaut werden, will die Stadt Bochum für Flüchtlinge anmieten.
Keine Zeltstädte, aber Leichtbauhallen und eine Herabsetzung des Qualitätsstandards – in Sachen Flüchtlinge muss die Stadt ihre eigenen Ansprüche nach unten korrigieren. Einer entsprechenden Beschlussvorlage hat der Rat in seiner Sitzung am Mittwoch zugestimmt.
„Es ist reiner Zufall gewesen“, sagt Stadtdirektor Michael Townsend. In einem Gespräch mit einer Firma kam das Thema der Leichtbauhallen auf – und die eignen sich durchaus für die Unterbringung von Flüchtlingen. „Hallen dieses Typs wurden bei den Olympischen Spielen in Sotschi genutzt. Sie sind also winterfest“, sagt Townsend über die mit festem Fußboden und Wärmedämmung ausgestatteten Hallen.
Notfallversorgung
Mehrere Hallen will die Stadt nun anmieten und bis zu 1120 Menschen darin unterbringen. „Für fünf Jahre kostet das mehrere Millionen Euro“, so der Stadtdirektor. Genaue Zahlen könne er jedoch nicht nennen: „Es geht jetzt erst einmal um die Notfallversorgung, den Strich drunter machen wir dann später in Ruhe.“
Zu diesem Strich gehört auch die Frage der Verteilung. Aktuell habe die Stadt kaum Zeit, weil „alle unter Volldampf arbeiten“, doch kehrt ein wenig mehr Ruhe in die Flüchtlingsthematik ein, wolle die Stadt prüfen, ob „tatsächlich eine gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Nordrhein-Westfalens vorherrscht“.
2400 Menschen
Bis zu dieser Woche hat Bochum rund 2400 Menschen aufgenommen – weniger als 0,7 Prozent der Einwohnerzahl Bochums. „Eigentlich eine verkraftbare Zahl“, so Townsend. Doch das Problem sei, dass sie nahezu alle auf einmal kämen. „Wir können aber heute sagen, dass wir guter Dinge sind, die Probleme alle in den Griff zu kriegen“, so der Stadtdirektor.
Dennoch müssen in den Unterkünften die Qualitätsstandards gesenkt werden – statt der Einzelbetten soll es Doppelstockbetten in einigen Unterkünften geben und Trennwände sollen herausgenommen werden. Um das Konfliktpotential durch die höhere Belegung dennoch so gering wie möglich zu halten, soll zugleich der Betreuungsschlüssel für die Flüchtlinge verbessert werden.
Unterkünfte nur für Frauen
Zugleich denke die Stadt darüber nach, eigene Unterkünfte nur für Frauen zu schaffen.
Hintergrund der engeren Belegung und auch der Leichtbauhallen ist die Abkehr von der Unterbringung in Turnhallen, damit diese zunehmend wieder für Vereins- und Schulsport genutzt werden können. „Ich persönlich möchte den Eingriff in kommunale Strukturen verhindern“, sagt Michael Townsend und will damit einer Absenkung der Lebensqualität in Bochum verhindern.
Welle der Hilfsbereitschaft
Das vor allem auch, weil er die große Welle der Hilfsbereitschaft in der Stadt und die vielfältigen Arten der Toleranz, mit denen die Bürger auf die Flüchtlinge zugehen, nicht gefährden will.
Dieser Argumentation konnte auch der Rat folgen. Er hat der Beschlussvorlage zur Anmietung der Hallen und der Qualitätsabsenkung bei den Unterkünften zugestimmt.