Urteil nach Serbischem Gruß und Polizeieinsatz Trainer lobt lange Sperre gegen eigenen Spieler

20 Spiele Sperre nach Serbischem Gruß
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Der Fall hatte kreisweit für Aufsehen gesorgt: Beim Kreisliga-B-Spitzenspiel zwischen dem SSV Hamm und TIU Rünthe (2:2) war es am 1. Oktober zu Tumulten und einem Polizeieinsatz gekommen. Auslöser war offenbar eine Geste von TIU-Spieler Jovica Dordevic. Dieser hatte den Serbischen Gruß gezeigt, drei ausgestreckte Finger, die als nationalistisches Zeichen gelten und hohe Symbolkraft besitzen. In den Jugoslawienkriegen wandelte sich der Serbische Gruß hin zu einer provokanten Geste. Im Sport ist das Zeichen noch immer sehr verbreitet und drückt Nationalstolz aus.

Zu Wochenbeginn wurde dann ein Urteil gegen Dordevic bekannt. Sportrichter Michael Zahorodnyj sperrte den Rünther Spieler für 20 Partien. Dass überhaupt ein Verfahren eingeleitet wurde, kam überraschend. Denn der Spieler hatte keinen Platzverweis erhalten, es gab keinen Sonderbericht des Schiedsrichters und auch der Staffelleiter beantragte kein Verfahren. Das Sportgericht hatte es selbst eröffnet – ein ungewöhnlicher Vorgang.

„Wir haben das Sportgerichtsverfahren selbst eingeleitet“, bestätigte Zahorodnyj, „es ist ein Fall gewesen mit vielen Tumulten und großem Aufsehen.“ Deswegen habe sich der Kreis mit dem Verbandssportgericht ausgetauscht, das klar ein Verfahren befürwortete. Aber nicht nur der FLVW, sondern auch TIU Rünthe habe in seiner Stellungnahme klargemacht, dass das Verhalten dem Fußball schade. „Das gehört nicht auf einen Fußballplatz“, sagte Trainer Nail Kocapinar bereits vor zwei Wochen.

Kocapina findet Strafe gegen eigenen Spieler „super“

Das Urteil von 20 Spielen Sperre begrüßte Kocapinar im Gespräch am Dienstag: „Das ist super. Wir hatten das Sportgericht gebeten, den Spieler zu bestrafen.“ Zu dem 30-Jährigen, der nur in dieser Partie bei der ersten Mannschaft ausgeholfen hatte, bestehe kein Kontakt mehr. „Ich habe ihn an dem Spieltag daraufhin ausgewechselt und das getan, was ich als Trainer machen konnte“, sagte Kocapinar, der erklärte, dass Dordevic bei TIU ausgeschlossen werde: „Er ist komplett raus und wird vom Verein abgemeldet.“ Zum SSV Hamm sei das Verhältnis normalisiert. Kocapinar: „Es ist nicht so, dass wir uns nicht mögen.“

Vor allem für den SSV Hamm, der viele Spieler mit bosnischen Wurzeln im Team habe, sei die Geste verletzend gewesen. Hamms Trainer Damir Alic sagte, dass viele Familien im Krieg Angehörige verloren haben: „So eine politisch motivierte und rassistische Geste hat auf unseren Fußballplätzen nichts verloren.“ Dem folgte das Sportgericht jedoch nicht ganz. Die Geste sei nicht rassistisch, aber klar grob unsportlich, so Zahorodnyj. Deswegen blieb der Fall auch beim Fußballkreis Unna-Hamm und wurde nicht wie bei Rassismus-Fällen üblich an den FLVW abgegeben.

Bis zu 72 Spielen Sperre seien laut Zahorodnyj möglich gewesen. Davon machte das Sportgericht keinen Gebrauch, sperrte den Spieler aber in der Woche nach den Vorkommnissen zunächst bis zum Verfahren. Nun muss er länger zugucken. Und für TIU wird er nicht mehr spielen.

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