Künstlerkreis TUN vertreibt die Angst vorm Zahnarzt
Ausstellung im Haus der Niederlande
Viele Menschen haben beim Zahnarzt mehr Angst vor der Spritze als vorm Bohren. Dr. Ulrike Weßling ist Zahnärztin und Künstlerin – und hat eine charmante Methode gefunden, die Angst zu lindern.

Zahnärztin Dr. Ulrike Weßling bevölkert die gefürchteten Betäubungsspritzen mit Modelleisenbahn-Statisten.
Der TUN-Kreis ist knapp über 30 Jahre alt und hat 15 Mitglieder, von denen zwölf im Haus der Niederlande ihre Werke zeigen. Einige stellen nur ganz neue Bilder aus, andere zeigen ihre Entwicklung über die Jahrzehnte. Dr. Peter Jansen hat etwa eine reizende kleine Radierung von 1980 hervorgeholt: Sie zeigt einen Jungen, der einen riesigen Wasserball umklammert und fast dahinter verschwindet. Das filigrane Motiv in gedeckten Tönen hat nun eine gewaltige Pop-Art-Verwandlung durchgemacht: Jansen schuf es noch einmal als Großformat in Airbrush-Technik mit leuchtendem Pink und Blau. Augenzwinkernd nannte er das Bild „Sisyphos“– der antike Held musste jedoch keinen Ball, sondern einen Felsbrocken rollen, bergauf natürlich. Blickfang der Schau sind klar die Gemälde von Jutta Denninger. Sie zeigt Sehnsuchtsorte des Fernwehs, etwa eine Dünenlandschaft unter wild bewölktem Himmel, in der alle Konturen zerfließen. Man spürt den salzigen Sprühregen auf der Haut. Schön auch das surreale Bildnis einer Kirchen- oder Klosterruine, in deren Innerem das weiße Mondlicht gleißender leuchtet als draußen. Eine geheimnisvolle Kraft scheint an diesem Ort zu wohnen.
Stilistisch ein bisschen verwandt, aber ruhiger und idyllischer sind die Bilder von Dagmar Keßler. Ihre Modersohnbrücke am Aasee löst sich ganz im goldenen Glanz des Sommers auf. Rote Blüten scheinen die Pfeiler und ein menschenleeres Segelboot zu umschlingen. Landschaften spielen in der Schau eine wichtige Rolle, einige TUN-Künstler malen aber auch abstrakt. Ulrike Delahaye setzt Farbfelder zu architektonischen Räumen zusammen, beschienen vom silbernen Mond oder einer kleinen matten Sonne. Sie wirken wie Einblicke in eine gefährliche, aber auch anziehende Seelenwelt. Manuel Jennen