Krzysztof Penderecki: "Lieber komponieren als dirigieren"

Interview

Der polnische Komponist und Dirigent Krzysztof Penderecki ist zwei Wochen lang im Münsterland zu Gast, um beim Festival "Musiklandschaft Westfalen" zu konzertieren - und um mit jungen Talenten zusammen zu arbeiten. Aber am liebsten, verriet er im Interview, will er eigentlich ganz in Ruhe komponieren.

VELEN/BURG GEMEN

, 24.07.2014, 19:29 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ja, als ich 1966 aus Polen ausgewandert bin, kam ich direkt nach Essen. Ich war das erste Mal außerhalb von Polen. Ich bin verbunden mit der Landschaft hier. Nach der Aufführung meiner Lukas-Passion in Münster bekam ich in Essen einen Lehrauftrag für zwei Jahre. Polen war kein Ort, an dem man bleiben konnte.

Ich bekam ein Stipendium in Westberlin und verbrachte dort ebenfalls zwei Jahre. Ich war auch sieben Jahre in Amerika, dann in der Schweiz, in Luzern, und ein Jahr in Österreich. 2009 kam die Eröffnung des ersten Festivals „Musiklandschaft Westfalen“ mit meinem Werk „Sieben Tore von Jerusalem“. Und seit 2012 gibt es die „Penderecki Musik:Akademie“.

Ich schrieb von Anfang an Musik, die anders war als die anderer zeitgenössischer Komponisten. In Deutschland habe ich tatsächlich die meisten Auftragskompositionen bekommen, bestimmt so um die 30. Da kommt einer aus der Kälte eines kommunistischen Landes und schreibt ein solches Werk wie die Lukas-Passion. In Polen war es verboten, geistliche Musik zu spielen.

Leider sehr viel, dabei möchte ich komponieren. Ich leite um die 50 Konzerte nur mit meiner Musik im Jahr. Überall. Zum Beispiel in China oder auch in Israel. Ich versuche das zu reduzieren, damit ich Zeit zum Komponieren habe.

Ich schreibe ein Stück über 100 Jahre Erster Weltkrieg. Ein Abschlusskonzert des ganzen Jahres in Brüssel am 9. November. Das Konzert wird in einer riesengroßen Kirche stattfinden für 5000 Leute. Es wird ein Oratorium, ein „Dies illa“. Ein „Dies irae“ habe ich schließlich schon geschrieben.

Es gibt einen großen Chor aus 1600 Choristen. Es kommen Chöre aus vielen Ländern, die am Weltkrieg beteiligt waren. Ich bin nicht sicher, ob die das schaffen, denn das Stück ist nicht leicht. Dazu spielt ein normalgroßes Orchester.

Es sind nicht alles professionelle Chöre. Aber in manchen Ländern sind Amateure so gut wie Profis.

Meine erste Idee war, Texte von Dichtern und Soldaten zu verwenden. Aber ich glaube, im Text des „Dies irae“ findet man alles, was man braucht.

Natürlich hat ein Berufsorchester, das seit Jahren zusammen spielt, mehr Erfahrung, aber diese jungen Leute sind alle sehr enthusiastisch und professionell. Sie werden von Mal zu Mal besser zusammen spielen. Und die letzten Konzerte nach den vier Wochen sind in der Regel die besten.  

  • Konzert in Greven: Am Freitag, 25. Juli, findet im Ballenlager um 20 Uhr das erste „Musiklandschaft:Westfalen“-Konzert mit Penderecki am Pult statt. Auf dem Programm steht sein eigenes Adagio für Streichorchester, das Violinkonzert e-Moll op. 64 von Mendelssohn und Beethovens Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60.
  • Konzert in Münster: Am 3. August (Sonntag), findet in der Mutterhauskirche, Hohenzollernring 72, um 20 Uhr ein weiteres Konzert mit Penderecki statt. Auf dem Programm: Beethovens Coriolan-Ouvertüre, die 9. Sinfonie von Schostakowitsch und Pendereckis Concerto grosso für drei Violoncelli und Orchester.
  • Alle Festival-Konzerte in der Übersicht im Internet: www.musiklandschaft-westfalen.de
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