Kraft und Laschet - Spitzenkandidaten im Porträt
NRW-Landtagswahl
Den ersten Schlagabtausch in einem TV-Duell haben die amtierende NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihr Herausforderer Armin Laschet (CDU) am Dienstag hinter sich gebracht. Rund 650.000 Zuschauer verfolgten das Fernsehduell. Wir stellen die beiden Spitzenkandidaten im Porträt vor.

Hannelore Kraft (SPD) und Armin Laschet (CDU). Foto: Rolf Vennenbernd/Archiv
Ins Kanzleramt will sie nicht. In Nordrhein-Westfalen hat es die Straßenbahnertochter Hannelore Kraft aber bis zur Ministerpräsidentin gebracht. Sie gilt als Kümmerin mit Antenne für die kleinen Leute.
Ins Kanzleramt will sie nicht. In Nordrhein-Westfalen hat es die Straßenbahnertochter Hannelore Kraft aber bis zur Ministerpräsidentin gebracht. Sie gilt als Kümmerin mit Antenne für die kleinen Leute.
Zu einer Top-Karriere in Berlin „nie, nie“ sagen - Hannelore Kraft hat es getan. Seit die diplomierte Ökonomin im Jahr 2000 in den Düsseldorfer Landtag gewählt wurde, konzentriert sie ihre ganze Kraft auf Nordrhein-Westfalen.
Schon ein knappes Jahr später beginnt die Tochter eines Mülheimer Straßenbahner-Ehepaars eine Blitzkarriere, die sie durch viele Spitzenämter führt, in der NRW-Regierung wie in der Landes- und Bundespartei: zunächst als Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, später für Wissenschaft.
Als Rot-Grün 2005 in NRW abgewählt wird, kommt für Kraft eine entscheidende Bewährungsprobe: Als neue Chefin des stärksten SPD-Landesverbands und der Landtagsfraktion führt sie ihre deprimierte Partei engagiert durch die ungewohnte Oppositionsaufgabe.
Engagiert die Parteiführung in schweren Zeiten übernommen
Zusammen mit den Grünen schmiedet die stellvertretende Bundesvorsitzende 2010 Deutschlands damals einzige Minderheitsregierung und profiliert sich im Spiel mit wechselnden Mehrheiten. Seit der vorgezogenen Neuwahl 2012 regiert die Ministerpräsidentin mit einer komfortablen rot-grünen Mehrheit.
Krafts Weggefährten schätzen sie als verlässliche Kümmerin mit Bodenhaftung. Zugang zu Menschen findet die 55-Jährige mit dem unverkennbaren Ruhrpott-Dialekt leicht. Ihre Kritiker werfen ihr vor, zu wenig Biss zu zeigen, um NRW im Ländervergleich besser zu positionieren - vor allem bei den Themen Bildung, Wirtschaft, Innere Sicherheit und Staatsverschuldung.
Ganz wollte sich Kraft nie der Politik verschreiben und verzichtete auch deswegen auf eine Kanzlerkandidatur. Eisern bewahrt sich die verheiratete Mutter eines erwachsenen Sohnes in ihrer Mülheimer Großfamilie einen Rest Privatleben, spielt Doppelkopf und fiebert mit ihrer Borussia Mönchengladbach. Im Interview sagte sie einmal: „Ich mache mit Leidenschaft Politik, aber ich agiere nicht wie ein Roboter.“
Armin Laschet: NRW-CDU-Chef will in die Staatskanzlei
Er will Ministerpräsident in NRW werden. Die Chancen für den CDU-Landeschef und Merkel-Stellvertreter Armin Laschet stehen aber nicht so gut. In einer großen Koalition könnte er zumindest Nummer zwei werden. Armin Laschet war schon Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen, Bundestagsabgeordneter, Europaparlamentarier.
Was der 56-jährige Vorsitzende der NRW-CDU und Stellvertreter von Bundesparteichefin Angela Merkel aber am allermeisten will, ist: in die Düsseldorfer Staatskanzlei einziehen. Er möchte nach der NRW-Landtagswahl am 14. Mai den Chefsessel von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übernehmen und sieben Jahre Rot-Grün beenden.
Dafür hat Laschet geackert, hat den mit 130.000 Mitgliedern größten Landesverband erneuert und aus dem tiefen Tränental geführt - nach historisch schwachen 26 Prozent bei der letzten Landtagswahl 2012 unter Parteichef Norbert Röttgen.
Aber: Zwischen der beliebten Landesmutter Kraft und dem rhetorisch messerscharfen FDP-Chef Christian Lindner sind Positionierung und Profilierung für den CDU-Mann mitunter ein hartes Brot. Laschet gilt als treuer Verteidiger der Merkel-Politik - auch in schlechten Zeiten wie der Flüchtlingskrise.
Vom NRW-Vizeparteichef zum Landesvorsitzenden
Der Spitzenkandidat aus Aachen kann dafür auf Merkels tatkräftige Wahlkampfunterstützung bauen. In den meisten Umfragen liegt seine CDU aber deutlich hinter der SPD. Käme es zu einer großen Koalition, könnte Laschet immerhin stellvertretender Ministerpräsident werden.
Seit fast 40 Jahren gehört der studierte Rechtswissenschaftler und Journalist der CDU an, war auf vielen Posten für seine Partei tätig. 2012 wurde der damalige NRW-Vizeparteichef zum Landesvorsitzenden. Ende 2013 übernahm er dann auch die Führung der Landtagsfraktion. Er will das Land bei Wirtschaft, Bildung und Innerer Sicherheit wieder vom hinteren Plätzen an die Spitze führen, sagt er.
Eine „Noten-Affäre“ 2015 um verschwundene Klausuren seiner Studenten an der Universität Aachen hat Laschet überstanden. Auch ein Steuerproblem im Zusammenhang mit einem Buch-Honorar führte nur kurz zu einem Imagekratzer. Schlagzeilen will der katholische Vater dreier erwachsener Kinder künftig lieber als Regierungschef machen.
Von dpa