Köln feiert, Düsseldorf muss zusehen

Karneval mit Sturmwarnung

Die Kölner Narren feiern, die Düsseldorfer schauen neidisch in die Domstadt. Dort schlängelt sich der Zug lang und bunt durch die Innenstadt, in Düsseldorf werden die Wagen vor dem Rathaus ausgestellt. So war die Stimmung in den Karnevalshochburgen.

Köln

08.02.2016, 10:15 Uhr / Lesedauer: 2 min
Nasse Jecken in Köln.

Nasse Jecken in Köln.

Der Himmel ist blau, der Sonnenschein überzieht die Gesichter der Feiernden mit einem warmen Bronzeton, und der Sturm... welcher Sturm? Kaum ein Lüftchen regt sich, während in den Straßen die Kölschen Lieder erklingen: „Viva Colonia“, „Drink doch ene met“, „Superjeilezick“ und „Wenn et Trömmelche jeit“. Es wird gebützt (geküsst) und geschunkelt, nicht auf Armlänge, sondern ganz eng beineinander, weil das an Karneval nun mal so sein muss. Die Stimmung ist riesig - vor allem weil man alles schon verloren glaubte. Und vielleicht auch, weil man weiß, dass es an diesem Rosenmontag nur in Köln richtig lustig ist. 

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Fotos: Rosenmontag in Köln

Die Kölner Jecken trotzen dem Regen. Wir haben die Fotos.
08.02.2016
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In Düsseldorf wurde der Umzug am Morgen abgesagt. Die Wagen konnten vor dem Rathaus bewundert werden. Manch ein Karnevalist bezweifelte angesicht des guten Wetters die Prognose des DWD.  Die Meteorologen bleiben aber bei ihrer Prognosen: „Wir rechnen für Düsseldorf mit Windstärken über 100 Kilometern zwischen 16.00 und 18.00 Uhr.“ Der letzte Wagen des Zuges war für 16.45 Uhr am Bilker Bahnhof erwartet worden. Zweifel an der Entscheidung zur Absage haben die Veranstalter nicht.

„Wir sind überzeugt, dass die Entscheidung zum Zeitpunkt heute früh richtig gewesen ist,“  sagt der Pressesprecher vom Comitee Düsseldorfer Carneval, Hans-Peter Suchand. Doch fast wie von den Experten vorausgesagt verdunkelte sich der Himmel zwischendurch am Nachmittag, starke Winde zogen auf und Sturzregen prasselte auf die wenigen verbliebenen Düsseldorfer Narren nieder. Köln sei anders als Düsseldorf durch die Eifel geschützt, erklärte der Wetterdienst. 

 

Sturmtief "Ruzica" kann uns nix - der Kölner Rosenmontagszug ist gestartet! https://t.co/ZVAuzEzDqq#Karnevalpic.twitter.com/Dr6uYWB8aO

— koeln_de (@koeln_de)

Entscheidung in den nächsten Tagen

In Düsseldorf soll in den nächsten Tagen entschieden werden, wann der Zug nachgeholt wird. Die Düsseldorfer haben sowas schon mal probiert, vor 26 Jahren, als der Zug auch wegen Sturms abgesagt wurde. Damals rollte er dann zum Ersatz im Mai durch die Stadt, bei Sommertemperaturen. Es fühlte sich komisch an. „Karneval noch mal im Mai? Nie mehr!“, hieß es damals. 

Die „zuglosen“ Düsseldorfer konnten sich am Montag vor dem Rathaus die Wagen zumindest ansehen. Sie sind seit Jahren für ihre satirische Schärfe berühmt. Auch diesmal blieb Figurengestalter Jacques Tilly (52) seinem Ruf treu. So thematisierte ein Wagen die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht: Eine Frau hat zwei Männer an einer Silvesterrakete festgebunden und schießt sie geradewegs zum Mond. „So schön wird das nächste Silvester“, heißt es dazu. Auf einem anderen Wagen wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem kleinen Boot von einer „Flüchtlingswelle“ erfasst und umgeworfen. 

Die Kölner griffen auf ihren Persiflage-Wagen diesmal unter anderem die Flüchtlingspolitik, den Syrien-Krieg und die Euro-Krise auf. Zug-Absagen gab es zuletzt vor einem Vierteljahrhundert. 1990 erzwang das Wetter eine Absage der Umzüge, ein Jahr später verzichteten die Narren wegen des Golfkriegs darauf. 

von dpa

 

 

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