Klammer DHB trotz aller Erfolge in Not

<p>Nach dem Olympia-Triumph der Hockey-Herren kündigte der Hauptsponsor dem erfolgreichen Verband die Zusammenarbeit. Der DHB sucht und sucht, aber ein potenter Nachfolger ist nicht in Sicht. Erfolgscoach Weise beklagt die Mangelverwaltung und sieht die Erfolge gefährdet.</p>

Boom (dpa)

von Von Thomas Prüfer, dpa

, 26.08.2013, 12:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die deutschen Hockey-Herren gewannen in Belgien den EM-Titel. Foto: Julien Warnand

Die deutschen Hockey-Herren gewannen in Belgien den EM-Titel. Foto: Julien Warnand

Super erfolgreich, aber chronisch klamm: Die deutschen Hockey-Asse erkämpfen wie beim historischen Doppeltriumph bei der gerade beendeten EM in Belgien Titel und Medaillen en masse, aber für den DHB zahlt sich die stetig wachsende Trophäensammlung nicht in klingender Münze aus.

Im Gegenteil: Ausgerechnet nach dem Olympiasieg der Herren 2012 in London sprang dem erfolgreichsten deutschen Spielsportverband nach acht Jahren der Hauptsponsor (Huyndai) ab. Schlimmer noch: Ein Jahr danach ist noch immer kein Nachfolger in Sicht.

Nach dpa-Informationen fehlen dem Deutschen Hockey-Bund dadurch per anno 350 000 Euro in der Kasse. Viel Geld, zumal der Etat des inzwischen immerhin schuldenfreien Verbandes für 2013 knapp über 2,1 Millionen Euro liegt. «Es ist nicht ganz einfach, an das Geld anderer Leute zu kommen. Zum Glück haben wir unsere Vereine überzeugen können, dass sie ihre Beiträge erheblich erhöht haben. Zudem sind wir gut versorgt von der öffentlichen Hand» , sagte DHB-Präsident Stephan Abel bei der EM in Boom, wo beide DHB-Teams erstmals gemeinsam die Trophäen holten. Die Herren zum achten, die Damen zum zweiten Mal nach 2007.

Wegen des Absprungs des Hauptsponsors, der nun stärker im Fernsehen vertretene Sportarten fördert, müsse sich «niemand um die Liquidität des DHB Sorgen machen», fügte der honorige Verbandschef hinzu. Allerdings ging er damals davon aus, dass man die Lücke rasch durch einen neuen Hauptförderer schließen könne. Aktuell laufen «vielversprechende Gespräche mit drei bis vier Unternehmen». Aber der Markt ist schwierig. Immerhin: Für die gerade beendete EURO hatte der DHB einen Trikotsponsor - für exakt neun Tage!

«Das ist aber sicher kein Idealzustand», betonte Abel. Folge für den DHB: Alle Finanzpläne wurden auf Kante genäht. Ein ehrgeiziger Erfolgscoach wie Markus Weise legt daher den Finger in die Wunde. Er beklagt eine «ständige Mangelverwaltung», die die Jahr für Jahr angepeilten sportlichen Erfolge extrem gefährden würden.

«Wir haben Probleme, die ein Joachim Löw nicht kennt», sagte der Herren-Coach mit Blick auf den Trainerkollegen von «König Fußball». Dort würde ein wie beim DHB entstandenes Sponsoren-Loch wohl aus der Portokasse bezahlt. Im Hockey aber ticken die Uhren anders: Weise und Damen-Bundestrainer Jamilon Mülders sind nur mit Hilfe von Mitteln des Bundesinnenministeriums zu finanzieren, ihre Assistenten bekommen Tagessätze à 90 Euro. Kein Wunder, dass ein Top-Mann wie Herren-Co-Trainer Stefan Kermas nach der EM in Boom ganz aufhört. Er hat außerhalb des Hockeys einen besser bezahlten Job gefunden.

Umso erstaunlicher, dass sich die DHB-Auswahlteams unter diesen Bedingungen seit vielen Jahren in der Weltspitze halten. Allein in diesem Jahrtausend wurde das Herren-Team je zweimal Weltmeister (2002/2006) und Olympiasieger (2008/2012) sowie dreimal EM-Champion (2003/2011/2013). Die Damen schafften den Olympiasieg 2004 in Athen sowie 2007 und 2013 den EURO-Titel. Für alle drei Olympiasiege als Coach verantwortlich - der «ständige Mangelverwalter» Markus Weise.

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