Kielerin ist vier Monate lang Dortmunds Stadtschreiberin

Blog-Projekt des Landes

Sie soll mit frischem Blick auf Dortmund und das Ruhrgebiet schauen: Die Kielerin Melanie Huber schreibt vier Monate lang in Dortmund über Dortmund. Sie ist Teil des Blog-Projekts "Stadt Land Text NRW 2017", für das zehn Autoren über ganz NRW verteilt wurden. Wie funktioniert ihre Arbeit? Ein Gespräch.

DORTMUND

, 19.07.2017, 11:09 Uhr / Lesedauer: 2 min
Melanie Huber schreibt für vier Monate aus Dortmund über Dortmund.

Melanie Huber schreibt für vier Monate aus Dortmund über Dortmund.

Am 1. Juli gab es ein Einführungswochenende, dann fuhren die Autorinnen und Autoren in ihre Unterkünfte vor Ort. In Dortmund ist das Depot, Immermannstraße 29, der Projektpartner, hier hat Melanie Huber ihren Arbeitsplatz, Depotleiterin Claudia Schenk kümmert sich um die Organisation. Melanie Huber, 28, freie Journalistin aus Kiel, ist zum ersten Mal in Dortmund.

Von dem Blog erhofft sich der Geldgeber, das Land NRW, dass es die Region bekannter und für Menschen von außerhalb erfahrbar macht. Eine Jury wählte die Autoren aus, unter anderem nach ästhetischer und sprachlicher Textqualität und künstlerischer Eigenständigkeit.

 

Frau Huber, wenn ein Freund aus Kiel Sie fragt: „Wie ist es so in Dortmund?“, was sagen Sie ihm?

Ich habe mich vom ersten Tag an wohl gefühlt. Die Leute sind offen, man kommt sehr schnell ins Gespräch.

Haben Sie einen Plan für die vier Monate?

In den Berliner Seiten der FAZ erschien zwischen 1999 und 2002 die Kolumne „Webcam“. Die Regeln lauteten: Keine Wertungen, nur Beobachtungen, keine Vermutungen, nur Zitate, der Autor ist wie ein Aufnahmegerät. Nach diesem Vorbild schreibe ich. Zu jedem Text schreibe ich die Uhrzeit der Beobachtung, am Ende soll ein kompletter fiktiver Tag des Ruhrgebiets daraus entstehen.

Was haben Sie zum Beispiel noch vor?

Auf jeden Fall will ich nach Essen, Duisburg, Oberhausen, Herne, an einen See, auf eine Halde und an die Emscher. Auf Zeche Zollern war ich schon, dort habe ich meinen neuen Lieblingsautoren entdeckt: Erich Grisar. Ich lese gerade „Ruhrstadt“ von ihm. Er hat einen wunderbar klaren, reduzierten Schreibstil.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Montags mache ich Orga, bearbeite Fotos. Dienstags bis donnerstags gehe ich raus und suche Geschichten. Freitags gehe ich gerne aus, samstags lese ich viel. Ich schreibe meistens abends.

Was haben Sie dabei, wenn Sie losziehen?

Block, Kamera und Handy. Ich schreibe meistens mit dem Handy, weil das weniger auffällt. (Und das kann sie schnell. Sie tippt, schätzen wir nach einer Kurzvorführung, mit fünf bis acht Zeichen pro Sekunde.)

Sie erhalten pro Monat 1000 Euro, plus Unterkunft und Fahrtkosten. Dafür schreiben Sie zwei bis drei kurze Texte pro Woche. Leicht verdientes Geld, oder?

Nicht unbedingt, außerdem reicht es nicht wirklich zum Leben, ich habe ja auch noch eine Wohnung in Kiel. Ich kann’s mir so gerade leisten.

Warum machen Sie mit?

Um zu testen, ob Journalismus wirklich etwas für mich ist.

Hatten Sie bisher mal Angst in Dortmund?

Ja, als ich zum ersten Mal nachts um halb zwölf durch die Nordstadt lief. Aber da hatte auch vorher jemand besorgt gefragt: „Was, du willst um die Zeit allein zum Sissikingkong laufen?“ Passiert ist aber nichts, und inzwischen habe ich keine Angst mehr.

Gibt es Feedback?

Kommentare und private Rückmeldungen sind bisher alle positiv, sie mögen meinen nüchternen Schreibstil. 

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