Zweifel an der wirtschaftlichen Gesundheit des Reinoldus Rettungsdienstes weist dessen Gesellschafter Peter Schroeter zurück. Und doch hat eine in Umlauf geratene E-Mail des nun ausgeschiedenen Geschäftsführers Magnus Memmeler Verunsicherung ausgelöst.
Memmeler hatte Schroeter in jenem Schreiben darauf hingewiesen, dass das Unternehmen im vergangenen Sommer „nahezu zahlungsunfähig“ gewesen sei, was Schroeter allerdings gegenüber unserer Redaktion als Fehleinschätzung bezeichnete: „Die wirtschaftliche Position ist aufgrund bestehender Leistungserbringer-Verträge konstant und nachhaltig gesichert“, beteuerte er zuletzt.
Gewissheit könnte ein Blick in die Geschäftsberichte schaffen. Doch dabei ist nun ein Problem aufgetreten: Ein Mitarbeiter bekam nun einen kritischen Hinweis von einer Bank, weil die Jahresabschlüsse von Reinoldus zumindest an der lange üblichen Stelle nicht zu finden seien. Der letzte im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss fasst die Lage im Geschäftsjahr 2021 zusammen. Für die Zeit danach ergibt zumindest die direkte Suche im elektronischen Bundesanzeiger keinen Treffer mehr.
Dieser Umstand mag verwirren, obwohl er tatsächlich gar nicht zu beanstanden ist. Das Handelsgesetzbuch verlangt von einer GmbH eine Offenlegung der Jahresabschlüsse innerhalb von zwölf Monaten. Seit 2022 allerdings reicht dafür eine Niederlegung im „Unternehmensregister“, einer ebenfalls öffentlich einsehbaren Quelle des Bundesanzeiger-Verlages, die auch über die Internetseite des Bundesanzeigers zu erreichen ist. Reinoldus nutzt diese Änderung und verzichtet auf den zusätzlichen Eintrag im klassischen Bundesanzeiger.
Wer die Jahresabschlüsse von Reinoldus finden will, muss sie also nur etwas aufwändiger suchen.
Bankberater moniert fehlende Jahresabschlüsse
Auf diesen Umstand ist nun offenbar auch ein Mitarbeiter von Reinoldus gestoßen beziehungsweise gestoßen worden. Er sammele nun Unterschriften für die Durchführung einer Betriebsversammlung, um offene Fragen zu klären, ist aus Belegschaftskreisen zu vernehmen. Der Kollege sei von den vermeintlichen Lücken in der Berichterstattung persönlich betroffen, heißt es zudem.

Für unsere Redaktion war der Mann nicht zu erreichen. Dem Vernehmen nach soll er Finanzierungsangebote für ein privates Eigenheim eingeholt und dafür einen Vermittler beauftragt haben. Dieser wiederum habe ihm nun zurückgespiegelt, dass zumindest eine der angefragten Banken ein Problem sehe: Bei der Bonitätsprüfung habe dessen Sachbearbeiter neben den Gehaltsunterlagen des potenziellen Darlehensnehmers auch ein Bild von der wirtschaftlichen Lage seines Arbeitgebers zu gewinnen versucht – und ausdrücklich moniert, dass dies angesichts der fehlenden Jahresabschlüsse bei Reinoldus nicht möglich sei.
Warum sich der Bankberater als Profi auf die Suche im Bundesanzeiger beschränkt hat und nicht auch ins Unternehmensregister geschaut hat, ist unbekannt. Reinoldus-Geschäftsführer Peter Schroeter bezeichnete die hier offenbar erfolgte Prüfpraxis dementsprechend auch als „dilettantisch“.
Bonitätsprüfung beleuchtet normalerweise nur den Kunden selbst
Wie schwerwiegend dieses vermeintliche Problem im Falle des Mitarbeiters ist, ist generell fraglich. Der Blick in die Geschäftsberichte des Arbeitgebers gehört üblicherweise überhaupt nicht zur Bonitätsprüfung eines Darlehenssuchenden. „Wir machen so etwas nicht“, erklärt etwa Andreas Schlüter von der Sparkasse Unna-Kamen. „Wir weisen stattdessen die Kunden in der Beratung darauf hin, dass eine etwaige Arbeitslosigkeit ein potenzielles Risiko in einer auf viele Jahre angelegten Finanzierung sein kann.“
Die Arbeitsmarktperspektiven eines ausgebildeten Rettungssanitäters gelten allerdings als sehr gut. Die aktuelle Lage ist dennoch ein Gesprächsthema in der Reinoldus-Belegschaft. Man wolle einfach wissen, wo man steht, beschreibt ein Insider die Erwartungen an die geforderte Betriebsversammlung.