
© Holger Hollemann
Zollverein, Gasometer, Landschaftspark: Warum wir Karl Ganser so dankbar sein müssen
Nachruf
Er war Professor und „Held des Ruhrgebiets“. Ohne ihn wären die Industriedenkmäler im Ruhrgebiet heute keine Attraktionen. Jetzt ist Karl Ganser (84) gestorben. Wir verdanken ihm viel.
Er bleibt ein Held des Ruhrgebiets. Er rettete gemeinsam mit Bürgern die Zeche Zollverein in Essen, den Gasometer Oberhausen und das Hüttenwerk Meiderich – heute als Landschaftspark Duisburg-Nord bekannt – vor dem Abriss.
Und doch geriet sein Name zuletzt etwas in Vergessenheit: Karl Ganser, von 1989 bis 1999 der Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park, ist am 21. April in seinem Heimatort Breitenthal/Bayern gestorben.
Der Vater von zwei Kindern war nach einer Karriere als Geograf, Stadtplaner und Professor in München und Bonn 1989 ins Revier gekommen. „Ich fühlte, wie sich eine Zuneigung zu dieser Landschaft nach der Industrielandschaft einschlich“, hat er in seinem Buch „Liebe auf den zweiten Blick“ von 1999 erzählt.
Ganser trieb Umnutzung der Industriedenkmäler an
Er entwickelte aus Brachen, die sich die Natur zurückgeholt hatte, Naherholungsgebiete, trieb die Umnutzung der damals neuartigen Industriedenkmäler ebenso voran wie andere Siedlungsformen und den Bau identitätsstiftender Landmarken. Ohne ihn gäbe es die Industriekultur nicht und die Halden wären keine Attraktionen.
Auch das Tetraeder in Bottrop war ein IBA-Projekt. Als „Architekten des neuen Ruhrgebietes“ würdigte ihn NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Von einem „Visionär“ sprach RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel. Und tatsächlich: „Die Kohle geht, die Sonne kommt“ heißt eines der Kapitel in seinem Buch! Ganser erhielt zahlreiche Preise. Er war Ehrendoktor der Uni Bochum und trug den Titel „Bürger des Ruhrgebiets“.
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.
