Juror Ermin Bravo schwärmt von Angelina Jolie
Filmfestival Münster
MÜNSTER Die passende Ausstattung für Münster im Herbst hat Ermin Bravo gleich zur Hand: Mit Regenschirm und hoch geschlossener Jacke betritt er die Hotellobby. „Es ist das erste Mal, dass ich in diesem Teil Deutschlands bin“, sagt er. Fünf Tage lang wird Bravo als Jurymitglied auf dem Filmfestival präsent sein.

Ermin Bravo entscheidet mit drei anderen Jury-Mitgliedern, wer den Spielfilmwettbewerb beim Filmfestival gewinnt.
Filme, findet Bravo, müssen vor allem eines können: die Menschen bewegen. „Entweder emotional, intellektuell oder beides“, sagt er. „Oder zumindest informieren.“ Sein Votum zum Spielfilmwettbewerb, bei dem acht Langfilme in Münster miteinander konkurrieren, möchte er mit Bedacht vergeben. „Es interessiert mich, ob jemand Lust hat zu experimentieren, ob jemand mutig ist. Alles, nur kein Mainstream.“
Ganz nach Bravos Geschmack war Angelina Jolies Regiedebüt „In the Land of Blood and Honey“ (Im Land von Blut und Honig) aus dem Jahr 2011. Eine sehr emotionale und intelligente Geschichte, so Bravo. Der Film erzählt eine Liebe, die vom Konflikt auf dem Balkan überschattet und auf eine harte Probe gestellt wird. In einer Nebenrolle ist Ermin Bravo selbst zu sehen. „Für mich war dieser Film in zweifacher Hinsicht wichtig: einmal als private Person, da ich aus Sarajevo stamme, und auch auf der professionellen Ebene“, sagt er. „Der Film hat die Aufmerksamkeit auf meine Heimat Bosnien gelenkt.“ Eine Liebesgeschichte zu erzählen, die so extremen Bedingungen ausgesetzt ist, sei eine Herausforderung. „Krieg bringt die besten, aber auch die schlechtesten Seiten der Menschen zum Vorschein. Sobald aber die Liebe im Spiel ist, verändern sich auch die Prioritäten.“ Überzeugt habe ihn nicht nur der mutige Plot, sondern auch Jolie als Regisseurin. „Sie hat eine tolle Energie und schafft es, Menschen als Gruppe zusammenzubringen“, erinnert sich Bravo. „Sie ist warm, offen und sensibel. Und sie besitzt Autorität.“ Noch immer stünde er mit Jolie in Kontakt.
Ebenfalls beeindruckt zeigt sich der Schauspieler von den vielen Radfahrern in Münster, die dem Regen trotzen. „Es sind eine Menge junge Leute hier“, sagt er. „Das gefällt mir.“ Die festivalfreie Zeit möchte er gerne nutzen, um die Gegend ein wenig zu Fuß zu erkunden. „Ich mag kleine Städte“, so Bravo. „Es wirkt alles hier so familiär.“ Edda Klepp