"Jesus ist meine Traumrolle"

Interview mit Alexander Klaws

Alexander Klaws ist ein doppelter Superstar: Gewinner der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ 2003 und Sieger von „Let‘s Dance“ in diesem Jahr. Ab morgen spielt und singt er „Jesus Christ, Superstar“ im Dortmunder Opernhaus.

DORTMUND

von Von Jessica Stoffer

, 18.10.2014, 08:50 Uhr / Lesedauer: 6 min

Nach dem „Tanz der Vampire“, „Tarzan“, dem „Schuh des Manitu“ und „Joseph“ ist „Jesus Christ“ seine fünfte Hauptrolle in einem Musical. Im Interview erzählt der 31-Jährige aus dem Münsterland auch von seinen neuen Plänen.Morgen feierst Du Premiere als Jesus im Musical „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber. Muss man religiös sein um Jesus am Kreuz zu spielen, und wie hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet?  Man muss nicht zwangsweise religiös sein. Ich bin kein Mensch der regelmäßig in die Kirche geht, aber trotzdem glaube ich an etwas. Jeder für sich definiert ja auch Glaube anders. Selbst Leute, die sagen, dass sie nicht religiös sind, sitzen vor einer Prüfung da und bitten, dass alles gut geht, das ist ja auch ein Zeichen dafür, dass man an etwas glaubt. Meine Aufgabe ist es, die Sichtweise des Stücks zu vermitteln, Jesus auch als Rebellen zu zeigen. Wie bei jeder Rolle habe ich mich auch bei „Jesus“ im Vorfeld stark mit der Thematik und der Rolle auseinander gesetzt und viel darüber gelesen. Wenn ich als Jesus auf der Bühne stehe, ist mein Anspruch an mich, dass ich für die Zeit auf der Bühne Jesus bin, dass nicht jemand denkt, den Gesichtsausdruck habe ich ja bei Tarzan schon gesehen. Sondern die Rolle macht auch viel mit mir persönlich. Es ist gesangstechnisch auch eine der Shows ist, von der jeder träumt sie zu spielen, aber mit den schwersten und härtesten Songs.  Welche Rolle möchtest Du noch gerne spielen, vielleicht auch mal eine Person, die nicht immer nur nett und sympathisch auftritt? Meine Rolle als Ranger in „Der Schuh des Manitu“ war ja gerade so sympathisch, weil er auch mal aus der Reihe tanzen und frech sein durfte. Das hat auch viel mit Rollenprofilen zu tun. Es kommt auch ein bisschen auf das Alter der Darsteller an. Aber es kommt bestimmt die Zeit, in der ich auch mal andere Rollen spielen werde. Mein Traum war es immer, Tarzan zu spielen, auch Jesus ist jetzt eine absolute Traumrolle. All die Rollen haben auch immer etwas mit mir gemeinsam.

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Jesus Christ, Superstar - Bilder von der Probe

Alexander Klaws spielt und singt ab dem 19. Oktober die Titelrolle in Andrew Lloyd Webbers Musical "Jesus Christ, Superstar" im Dortmunder Opernhaus. Und da lernt man den DSDS- und "Let's dance"-Gewinner von einer ganz neuen Seite kennen.
09.10.2014
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60.000 Menschen kamen zum Konzert am Day of Song im Kulturhauptstadt-Jahr 2010.© Foto: dpa
Alexander Klaws ist ehrgeizig. "Ich will das so gut machen, wie es geht", sagte er am Rand der Probe. © Foto: Schaper
Der einstige Teenieschwarm steht im Mittelpunkt, muss sich aber auch Teil des Ensembles bewähren. © Foto: Schaper
Hier eine Szene mit dem Chor.© Foto: Schaper
Die "Jesuspeople" nehmen ihn in ihre Mitte.© Foto: Schaper
Es ist nicht die erste Hauptrolle für den Künstler, der auch schon als Tarzan über die Bühne flog. © Foto: Schaper
Ein Blick über die gesamte Bühne.© Foto: Schaper
In der Szene zieht sich Jesus seine Boots an.© Foto: Schaper
Durch die Anwesenheit von Fans und Presse ließ sich der Künstler nicht aus der Ruhe bringen. © Foto: Schaper
In dieser Inszenierung macht Jesus Schlagzeilen.© Foto: Schaper
Und er hält mitreißende Reden - ganz wie in der Bibel, nur modern gefasst. © Foto: Schaper
Viele junge Künstler machen in Dortmund mit.© Foto: Schaper
Eine weitere Szene aus der Inszenierung.© Foto: Schaper
Alexander Klaws© Foto: Schaper
Das Musical hat viel Schwung.© Foto: Schaper
Schlagworte Theater Dortmund, Dortmund,

Wenn ich eine Rolle annehme, muss sie auch charakterlich zu mir passen, so dass ich mich in ihr widerspiegel und sie muss eine Herausforderung in mir wecken. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage, jetzt will ich mal den Bösewicht spielen. Jetzt gerade macht es mir ungemein Spaß den Sympathieträger zu spielen, und viele große Rollen sind eben auch Sympathieträger. Charaktere wie Tarzan oder Jesus haben aber auch Momente in denen sie mal ausbrechen können, Jesus ist ja nicht nur jemand, der ständig lächelt und Amen sagt. D da gibt es diese Ups und Downs, und das ist das Interessante, was diese Rollen ausmacht.Wobei kannst Du nach einem langen Probentag am besten entspannen? Das dauert schon seine Zeit, aus der Rolle wieder raus zu finden, das kann man auch nicht immer. Vor allem in der Probenzeit will ich da auch gar nicht wieder raus. Ich bin Jemand, ich nehme die Rolle auch mit nach Hause. Mein Ziel ist es,meine Rolle so gut wie möglich zu verinnerlichen, ich will das so gut machen wie es geht. Und dazu gehört für mich, dass ich in dieser Rolle lebe, sowohl auf als auch hinter oder neben der Bühne.

Jeder für sich hat da auch so seine Phasen, andere wollen nach der Probe direkt abschalten und nichts mehr davon hören, aber ich schaff das nicht. Ich fahr nach Hause und mach mir weiter Gedanken. Der erste Moment, wo ich ein bisschen runter komme und mal wieder tief durchatme, ist dann nach der Premiere.  Wie gefällt es Dir in Dortmund, jetzt wo Du einige Monate hier spielen wirst, hast Du es schon zum Shoppen in die Thier Galerie geschafft?  Ich war schon öfter in Dortmund, ich freue mich auch darauf wieder ins Stadion zu gehen, aber zurzeit bin ich nur im Theater. Zeit zum Shoppen hatte ich bisher leider noch nicht. Es bedeutet mir schon viel, hier in Dortmund zu spielen. Ich war ja auch vorher schon gerne mit meinen Freunden hier in der Innenstadt und am Borsigplatz unterwegs. Dass ich ein großer BVB Fan bin weiß ja auch jeder. Mit der Stadt Dortmund verbindet mich sehr viel.   Was hast Du aus der Zeit bei„Let´s Dance“mitgenommen, kannst Du Dich spontan auf die Bühne stellen und einen Tanz zeigen?  Das Gefühl fürs Tanzen bleibt, aber die Choreografie, die wir in den Shows getanzt haben, verlernt man schnell wieder. Ich hab vor kurzem mit meiner Tanzpartnerin Isabel Edvardsson noch mal den Charleston getanzt. Das war ein besonderer Tanz, den behält man dann länger im Gedächtnis.  Hat es Dich große Überwindung gekostet in „Tarzan“ halb nackt vor so vielen Menschen auf der Bühne zu stehen?  Da denke ich gar nicht drüber nach. Ich bin dann Tarzan oder wie jetzt Jesus und dann ist das mein Kostüm.  Am Sonntag ist die Premiere von „Jesus Christ Superstar“. Hast Du ein bestimmtes Ritual bevor Du auf die Bühne gehst?  Ich bin vor der Aufführung so in meinem Tunnel, ich bekomme dann schon nichts mehr mit. Meistens ist es so, dass meine Eltern zum Frühstück kommen und auch abends die Show anschauen. Aber ich mach dann mein Ding und fahre ins Theater und bin dann auch nicht mehr Alexander Klaws, sondern schon ganz in meiner eigenen Welt.

Deswegen finde ich es immer witzig, wenn mir Leute schreiben, dass ich im Theater einfach an ihnen vorbei gelaufen bin, das tut mir dann auch leid. Ich bin ja gerne bei meinen Fans und gebe Autogramme, aber zu der Zeit bekomme ich dann einfach nichts mehr um mich rum mit. Ich bekomme ja auch Unterstützung, in dem mich die Familie und meine Freundin bei den Proben besuchen und mir Glück wünschen und mit aufgeregt sind.  Machst Du Dir vor einem Interview Gedanken darüber, welche Fragen gestellt werden könnten und wie Sie am besten darauf antworten?  Ich bin in Interviews immer sehr spontan und trage mein Herz auf der Zunge. Was ich nicht mag, sind telefonische Interviews, weil man sein Gegenüber nicht sieht. Ich möchte meinem Interviewpartner in die Augen schauen und auch sehen, ob es ihn interessiert und auch richtig bei ihm ankommt. Ich finde das liest sich auch hinterher besser, wenn man sich wirklich getroffen hat.  Suchst Du Deine Fanartikel selber aus?  Wir besprechen vorher, welche Artikel von mir auf den Markt kommen sollen. Dabei achte ich auch darauf, dass ich nützliche Dinge für meine Fans auswähle, die ich auch selber gebrauchen könnte. Wie der Wandkalender der in Kürze erscheinen wird. Ich versuche mich da an das Alter meiner Fans anzupassen. Handyhüllen und Bettwäsche sind da bei den meisten nicht mehr so gefragt. Ich freue mich sehr darüber, wenn meine Fans auch Artikel von mir kaufen. Damit bestätigen sie mir ja, dass sie meine Arbeit schätzen.  Wie lernst Du die Texte zu Deinen Rollen?  Ich lerne meinen Text während der Probenphase. Das Stück und die Texte sind dann zwar schon in meinem Kopf, aber der Text kommt noch nicht immer zum richtigen Zeitpunkt. Da ist es sehr hilfreich, wenn einem wie hier in Dortmund die Souffleuse den Anfang des Textes vorspricht und man dann direkt einsteigen kann. Ich bin niemand, der Zuhause sitzt und seinen Text stumm auswendig lernt. Ich komme ins Theater und probe die Szene dann direkt mit der Handlung zusammen. So dass dann auch die Mimik, Gestik und die Emotionen in der Szene ein Bild ergeben. Mir ist es wichtig, alles im Ganzen zu proben, damit ich mir auch direkt in der Szene Eselsbrücken legen kann und alles einen Sinn ergibt.  Wie viel Zeit bleibt Dir neben dem Schauspiel noch für Deine eigene Musik?  Ich muss mir für mein neues Album schon noch mehr Zeit nehmen. Nun ist es so, dass ich die ersten Alben sehr schnell hintereinander aufgenommen habe und auch neben meiner Zeit als Tarzan habe ich noch meine eigenen Songs aufgenommen. Aber jetzt bei meinem sechsten Album möchte ich mir mehr Zeit nehmen. Manchmal wenn ich meine alten Songs höre, merke ich meiner Stimme genau an, dass ich gerade im Stress war. Meine Lieder spiegeln ja auch viel von mir und meinem momentanen Leben wieder. Da möchte ich mich dann auch voll drauf konzentrieren, so dass ich mir dann auch selber glaube.  Mit wem würdest Du gerne mal ein Duett singen, jetzt wo Du an einem neuen Album arbeitest?  Ein ganz großer Held für mich ist Xavier Naidoo. Weil das jemand ist, der die Musik, die er macht, lebt und Menschen, die mit ihm zusammen arbeiten, kreativ inspiriert. Mir geht es da auch nicht darum, einen bekannten Namen auf der Platte zu haben, sondern mehr um die Zusammenarbeit und das Ergebnis.  Gibt es weitere Auftritte zur Adventszeit, so wie 2012 in Dortmund auf dem Weihnachtsmarkt?  Im Dezember gibt es noch ein Christmas Special meines „Dir gehört mein Herz“ Musicalprogramms in Oberhausen und danach möchte ich mich voll auf mein neues Album konzentrieren, um dann auch wieder mehr eigene Konzerte mit meinen neuen Songs zu spielen. Aber das da wieder etwas Neues kommt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Jetzt freue ich mich erst mal wahnsinnig ab morgen den Jesus zu spielen. Ich freue mich auf das Theater, das Publikum und auf alle die mit mir Spaß am Stück haben und so auch wieder eine neue Seite von Alexander Klaws erleben.

Für die Vorstellungen in diesem Jahr gibt es nur noch Restkarten (Achtung: Am 1.11., 23.11. und 25.12 singt Alexander Klaws nicht).
Termine 2015: 2., 11., 24. 1., 19.2., 14.3., 5.4: Karten: Tel. (0231) 502 72 22.
 

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