Janowski macht "Rheingold" zur Sternstunde
Konzerthaus Dortmund
40 Jahre ist es her, dass Marek Janowski in Dortmund Wagners "Ring" dirigiert hat. Als Generalmusikdirektor, in der Inszenierung von Paul Hager. Viele "Ring"-Dirigate später (darunter der legendäre in den 80ern mit der Staatskapelle Dresden und der bei seinem Bayreuth-Debüt 2016) kehrte der 78-Jährige mit dem "Rheingold" nach Dortmund zurück und bescherte dem Publikum im Konzerthaus Dortmund am Montag eine Sternstunde.

Marek Janowski dirigierte das NDR-Elbphilharmonie-Orchester und eine vorzügliche Solistenriege in der konzertanten Aufführung von Wagners "Rheingold".
Janowski war (auch am Vorabend in Hamburg) am Pult des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters eingesprungen für Thomas Hengelbrock. Bei dem hätte das "Rheingold" wohl so kernig wie der "Ruhr-Parsifal" geklungen, bei Janowski war es Überwältigungs-Musiktheater.
Die Tiefe der Bühne hat das Konzerthaus für die mehr als 100 Musiker um eine Stuhlreihe vergrößert. Und auf der Orgelempore donnerte Mimes Schmiedemusik mit neun Schlagwerkern.
Stimmstarke Solisten setzen sich mühelos durch
Die Rheintöchter hüteten das Gold auf der linken Galerie, Erda (schlanker Mezzo: Nadine Weissmann) warnte Wotan von der rechten Galerie vor dem Fluch des Rings.
Den Saal hat Janowski hervorragend genutzt, und die Solisten waren stimmstark genug, um sich hinter dem Orchester mühelos über den Riesenapparat hinwegzusetzen.
Einen besseren Zwerg kann man sich nicht vorstellen
Die Antagonisten, Wotan und Alberich, waren in Janowskis flotter, auf Musikdramatik zugespitzter Anlage die Stars. Warum singt Johannes Martin Kränzle in Bayreuth eigentlich nicht den Alberich?
Einen besseren Sänger für den Zwerg kann man sich kaum vorstellen. Kränzles Alberich war so farbig und tief psychologisch ausgedeutet - besser geht das nicht.
Auch Bayreuth hat keine Walhall wie Dortmund
Und Michale Volle, der weltbeste Wotan, ein hervorragender Gegenspieler: stimmmächtig, ganz groß. Und den listigen Loge mit Liedsänger Daniel Behle stimmlich so fein zu besetzen, war auch ein Coup.
Eine bessere Sängerriege (zu der auch Katarina Karneus als Fricka mit Edelsopran gehörte) gibt es auch nicht in Bayreuth; da hat Janowski im Sommer wieder ein Orchester, das die Musik präziser zum Leuchten bringt, aber keine Walhall wie das Dortmunder Konzerthaus, in der der Jubel grenzenlos war.