Jan Böhmermann ist mit „Verafake“ zurück

RTL zieht Konsequenzen

Jan Böhmermann hat sich mit einem Paukenschlag im Fernsehen zurückgemeldet: Bei der RTL-Kuppelshow "Schwiegertochter gesucht" schleuste er einen Schauspieler ein und prangerte die Produktionsmethoden des Reality-Formats an. RTL reagierte am Freitag auf die Vorwürfe - und zog personelle Konsequenzen.

KÖLN

12.05.2016, 22:54 Uhr / Lesedauer: 2 min
Böhmermann hat nach mehrwöchiger Fernsehpause mit einer neuen angeblichen Satire-Aktion für Verwirrung gesorgt.

Böhmermann hat nach mehrwöchiger Fernsehpause mit einer neuen angeblichen Satire-Aktion für Verwirrung gesorgt.

In Jan Böhmermanns Vita hatte zuletzt Recep Tayyip Erdogan Gianis Varoufakis verdrängt. Kaum noch jemand sprach über Böhmermanns „Varoufake“-Satire. Alle redeten nur noch über sein „Schmähkritik“-Gedicht. Nun legt er nach - aber nicht mit Erdogan: Aus Varoufakis wird Vera Int-Veen. Aus „Varoufake“ der „Verafake“.

Die erste Sendung des „Neo Magazin Royales“ nach Böhmermanns Schaffenspause war mit Spannung erwartet worden. Statt mit der Türkei und Außenpolitik beschäftigt er sich dann aber vor allem mit der RTL-Kuppelshow „Schwiegertochter gesucht“. Grinsend behauptet Böhmermann, Moderatorin Vera Int-Veen einen falschen Kandidaten untergeschmuggelt zu haben - den „einsamem Eisenbahnfreund Robin“. „Den gibt es nämlich nicht. Den haben wir uns komplett ausgedacht!“ behauptet Böhmermann in einem Einspieler, der genau das beweisen soll. Erinnerungen an den „Varoufake“ werden wach - damals hatte Böhmermann vorgegaukelt, Journalisten ein gefälschtes Video des einstigen griechischen Finanzminister untergejubelt zu haben.

Fake oder Fake-Fake?

Bei RTL heißt es dazu am Abend, man werde sich die Sendung anschauen „und bei Bedarf mit dem Produzenten austauschen“. Int-Veens Managerin will sich zunächst nicht äußern. So bleibt vorerst etwas Verwirrung, ob Böhmermann wirklich wieder jemanden geleimt hat - oder ob er nur so tut.

Und Erdogan? Ist weniger Thema, auch wenn Böhmermann viele Anspielungen einstreut. Ein kurzer Abriss der Vorgeschichte: Ende März las Böhmermann an gleicher Stelle sein derbes Gedicht über den türkischen Präsidenten - um den Unterschied zwischen erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik deutlich machen, wie er selbst sagte. Das ZDF entfernte den Beitrag aus der Wiederholung der Sendung und aus der Mediathek, auch die Bundeskanzlerin äußerte sich. Mittlerweile ermittelt die deutsche Justiz gegen Böhmermann, weil Erdogan - mit Ermächtigung der Bundesregierung - wegen Beleidigung des türkischen Staatspräsidenten gegen ihn vorgeht.

Böhmermann tauchte zeitweise komplett ab, ließ seine Sendungen ausfallen und verstummte bei Facebook und Twitter. Die sogenannte Böhmermann-Affäre nahm unterdessen Wendungen, wie sie sich der Satiriker wohl kaum selbst hätte ausdenken können. Am Donnerstag wurde das Gedicht sogar im Bundestag rezitiert - vom CDU-Politiker Detlef Seif, der zeigen wollte, wie er die Reime missbillige. Böhmermann kommentierte das genüsslich. Seine Twitter- und Facebookpause hatte er vor mehreren Tagen schon beendet.

Störung der Totenruhe

Dieser Rucksack an Ereignissen spielt in der Sendung nun immer wieder eine Rolle, aber vollkommen durchironisiert. „Ich mach' auch keine Gags mehr über Hitler. Weil es kann sein, dass mir das im Nachhinein als Störung der Totenruhe ausgelegt wird“, scherzt Böhmermann. Außerdem hatte er zuvor seine Zuschauer aufgerufen, Witze einzureichen - und trug mehrere vor. Bei einem über den „türkischen Präsidenten“, ergänzt Böhmermann mit bewusst gequälter Lache: „Der versteht den Spaß“.

Für den Tacheles ist daher Gast Gregor Gysi (68) zuständig, der zu einem Monolog über das Gedicht, Erdogan und die Bundeskanzlerin ausholt. Böhmermann hält sich währenddessen die Ohren zu. Getreu dem Motto, dass er für die Sendung ausgewählt hatte: „War was?“ 

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