James Newton Howard gibt Filmen große Emotionen

Komponist großer Kino-Erfolge

Als James Newton Howard gerade mal ein paar Wochen Pianist in der Band von Elton John war, hat er ihn gefragt, ober nicht mal ein paar Arrangements für ihn schreiben dürfe. Ob er das denn schon mal gemacht habe, fragte der Meister. "Ich sagte Nein", erinnert sich Howard. "Und Elton sagte: Okay, dann leg´ los."

BERLIN

, 06.12.2016, 13:47 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wenn Howard auf Tournee geht, werden 100 Künstlerinnen und Künstler ihn begleiten.

Wenn Howard auf Tournee geht, werden 100 Künstlerinnen und Künstler ihn begleiten.

Man müsse eben manchmal Glück haben im Leben und jemanden treffen, der einem vertraut, philosophiert der 65-Jährige, der an diesem regnerischen Tag im Berliner Riesenkino Zoopalast einen Ausblick auf seine bevorstehende Tournee gibt.

Denn auch Howard, der für "Pretty Woman", "Batman", "Die Tribute von Panem" und viele andere komponiert hat, will nicht mehr nur im stillen Kämmerlein werkeln. Ebenso wie sein Kollegen Ennio Morricone und Hans Zimmer zieht es Howard jetzt vors große Publikum. An diesem Tag aber will er mal erklären, wie Filmmusik überhaupt entsteht.

43 Versuche für 37 Sekunden

Exakt 37 Sekunden lang ist die Sequenz, die der Maestro sich zu diesem Zweck ausgesucht hat. Den Einstieg zum Streifen "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", sein aktuelles Werk, hat Howard muntere 43 Mal umgeschrieben, bis er in seinen Augen perfekt war: "Es ging darum, den richtigen Einstieg vom Logo der Filmfirma Warner in die ersten Filmszenen zu schaffen und die Menschen in das Abenteuer hineinzuziehen", beschreibt der Komponist die Herausforderung.

Eigentlich waren mit Version 20 bereits alle einverstanden. "Aber eben nur einverstanden." Und das reiche nun einmal nicht, wenn man wirklich gut sein wolle und das Ergebnis wochenlanger Arbeit final beurteile. Wochen später sei ihm dann "tatsächlich aus heiterem Himmel" eingefallen, wie es klingen müsse zu Filmbeginn. "Nämlich so", sagt Howard und spielt ein paar Töne auf dem Piano. Dann flimmert über die monumentale Leinwand die orchestrale Endversion des Werkes: "Und das fanden dann alle richtig gut."

Große Bandbreite

Filmmusik, beschreibt Howard, müsse eine große Bandbreite haben: Ich brauche einen Song, mit dem ich verschiedene Stimmungen wiedergeben kann. Das Lied muss Spannung erzeugen können, aber - nur anders intoniert - auch Fröhlichkeit oder Trauer rüberbringen in den Kinosaal."

Nicht immer gelinge es, dass Regisseur, Produzent und Komponist zum gleichen Urteil kämen: "Es kann manchmal quälend sein. Dann gilt es, Kompromisse zu schließen. Manchmal auch mit der Faust in der Tasche. Es hat tatsächliche Fälle gegeben, in denen ich das Endergebnis nicht gemocht habe, das Publikum aber begeistert war."

Oscar-Nominierung

In einem Fall, lächelt der Maestro, sei es sogar so gewesen, dass die für ihn schlechteste Spielart seiner Kompositionen gewählt wurde: "Und die hat dann tatsächlich eine Oscar-Nominierung bekommen."Die Statue selbst durfte Howard trotz achtfacher Nominierung nie in den Händen halten.

Dafür aber ein paar Grammys und Emmys. Angst vor dem Scheitern sei auch heute noch sein ständiger Begleiter, macht James Newton Howard klar: "Aber inzwischen sehe ich sie auch als so eine Art Muse, die mich inspiriert, die mich zu großen Leistungen anspornt." Außerdem seien die Darsteller wichtig für ihn: "Ich muss sie sehen, muss wissen, wie gut sie sind.

Mehr als 100 Produktionen

Es gibt eine Szene, in der Will Smith in dem Film "Concussion" einen Football-Trainer auffordert, ihm die Wahrheit über seine Methoden zu sagen. Das ist so fantastisch eindringlich gespielt, dass ich die Musik dazu sofort im Kopf hatte."

Über 100 Produktionen hat der Amerikaner bereits vertont, da sei es schwierig, die Lieblingsmusik zu nennen. Nach ein wenig Nachdenken aber setzt er sich dann wieder ans Piano und stimmt einen Song an, der Reese Witherspoons ersten Film "Der Mann im Mond" untermalt hat. "Ich glaube wirklich, dass es das perfekte Stück ist."

Was er dem Publikum bei seinen Live-Auftritten bieten wird, weiß er noch nicht genau: "Ich bin gerade im Gespräch mit Bühnendesignern. Wir werden sicherlich Filmausschnitte zeigen", setzt Howard einen Gegenpol zu seinem Freund Hans Zimmer, der darauf bewusst verzichtet hatte: "Ich denke, diese Konzerte sind auch wichtig, um unsere Arbeit präsenter zu machen. Über "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" habe ich 30 Kritiken gelesen. Nur in einer wurde die Musik erwähnt. Und der Typ hat mich auch noch verrissen."

Am 30. November 2017 tritt James Newton Howard in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle (ehemals Philipshalle) auf. „Das Beste aus 30 Jahren Hollywood“ ist ein Programm überschrieben. Über mehrere Leinwände werden Filmszenen flimmern, Wegbegleiter erzählen ihre ganz persönliche Geschichte über den Komponisten.