Jäger und Naturschützer streiten über Gesetzesentwurf

Landesjagdrecht in NRW

Jäger töten unnötig und aus purer Leidenschaft, sagen die einen, die anderen sehen sich als Naturschützer und die Jagd als Notwendigkeit. Die Diskussion um die geplante Novellierung des Landesjagdgesetzes in NRW ist in vollem Gang.

NRW

, 11.08.2014, 05:33 Uhr / Lesedauer: 3 min
Insbesondere die Jagd auf den Fuchs ist umstritten.

Insbesondere die Jagd auf den Fuchs ist umstritten.

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werden zudem Bilder der radikal-jagdgegnerischen Initiative "Abschaffung der Jagd" eingebunden und als solche gekennzeichnet. Des weiteren fällt auf: immer wieder liest man in den zehn aufgeführten Punkten der Kampagne Worte das Wort "Verbot".

Jäger fürchten also um ihre Rechte: "Die Forderungen sind politisch indiskutabel, rechtlich unhaltbar und praktisch unbrauchbar", kommentiert Ralph Müller-Schmallenberg, Präsident des Landesjagdverbandes NRW (LJV NRW), die Kampagne der Naturschützer.  Die zentralen Inhalte der Diskussion sind die Jagd auf Füchse und auch den Abschuss streunender Katzen und freilaufende Hunde zu reglementieren. Im aktuellen Gesetz dürfen Katzen, die im Jagdbezirk in einer Entfernung von mehr als 200 Metern vom nächsten Haus angetroffen werden, geschossen werden. Tierschützer fordern für das neue Gesetz ein totales Verbot des Abschusses der Haustiere - und eine Einschränkung der Jagd auf Füchse. Holger Sticht, Landesvorsitzenderr des BUND NRW, blickt kritisch auf die Fuchsjagd: "Wir sind der Auffassung, dass es generell keine Bejagung von Füchsen geben soll. Was wir beobachten, ist ein massenhaftes Abschlachten des Fuchses ohne Grund." Die Jäger hingegen  sehen eine massive Bedrohung für viele Jungtiere durch Hund, Katze, Fuchs und Waschbär. Wer den Abschuss von Füchsen einschränke, gefährde Vogelarten wie beispielsweise das Rebhuhn oder den Kiebitz, die ihre Nester am Erdboden anlegen, so der DJV. Der Fuchs frisst auch junge Kaninchen, Hasen und Rehkitze. Zudem habe die Jagd auf Füchse ihre Berechtigung darin, dass der Fuchs keine natürlichen Feinde (Wolf, Bär, Luchs, Steinadler) mehr habe und der Fuchs Träger vieler Krankheiten ist, die für den Mensch gefährlich sind: Fuchsbandwurm und Tollwut. Seit Februar 2006 ist Deutschland dank flächendeckender Impfaktionen tollwutfrei. 

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Ein

sieht künftig nur noch die Bejagung von sechs Paarhuferarten vor, die auch tatsächlich verzehrt und damit sinnvoll verwertet werden können. Das gelte für Rehe und Wildschweine, Rot-, Dam- und Sikahirsch sowie Mufflons. Derzeit sind über 100 Tierarten auf der Liste jagbarer Tiere in NRW. 

Der DJV (Deutscher Jagd Verband) lehnt diese Einschränkung ab: "Wir sind keine Kammerjäger. Jagd ist nicht nur Ernte, sondern beinhaltet auch den Artenschutz und lebensraumverbessernde Maßnahmen", so die offizielle Stellungnahme zur NABU Position. Die nordrhein-westfälischen Jäger sehen sich als Naturschützer und  forderten deshalb im Juni dieses Jahres die  Anerkennung als Naturschutzverband .      An einer (nicht repräsentativen) Umfrage auf unserer Internetseite im Juni waren sich die User uneinig: Von 22.950 Teilnehmern fanden 50,17 Prozent, dass Naturschutz und Jagd nicht zusammenpasse. Der Rest sah durchaus Schnittmengen. Das Problem, das sich auch in unserer Community widerspiegelte: Beide Seiten rücken keinen Zentimeter von ihrer Position ab.

Wohl auch deshalb ist Imagepolitik bei den Jägern vermehrt zu vernehmen: Die Jägerstiftung natur+mensch aus dem rheinland-pfälzischen Sinzing versucht per Video, die Jagdpolitik für den Laien zu erklären. 

Das Thema wird die Landesregierung nach den Sommerferien erneut aufgreifen und einen ersten Gesetzesentwurf vorlegen. Inwiefern sie sich auf einzelne Punkte der gegnerischen Parteien einlässt wird von allen Verbänden mit Spannung erwartet. Unter dem Motto "Paradigmenwechsel zur Nachhaltigkeit" wurde das ökologische Jagdgesetz im Koalitionsvertrag angekündigt.