«Irokese» Stäbler erkämpft Bronze bei Ringer EM
Nach den vier verlorenen Bronze-Finals hat Frank Stäbler endlich die erste Medaille für den Deutschen Ringer-Bund bei der EM gewonnen. Trotz blutender Nase zeigte er Kämpferherz. Außerhalb der Matte bahnt sich Ärger an. Ex-Präsident Martinetti will in die FILA zurück.

Trotz getapter Nase kann Frank Stäbler den Polen Dawid Karecinski bezwingen. Foto: Markku Ojala
Wieder einmal hat Frank Stäbler sein großes Kämpferherz gezeigt. Trotz blutender und zugetapter Nase gewann der Griechisch-Römisch-Ringer am vorletzten Wettkampftag der Europameisterschaften im finnischen Vantaa mit Platz drei die erste deutsche Medaille.
Im kleinen Finale der Kategorie bis 66 Kilogramm bezwang der Musberger mit Irokesen-Haarschnitt den Polen Dawid Karecinski mit 1:0. Schon nach 41 Sekunden musste der Kampf nach einem Zusammenprall unterbrochen werden. Mit vollgestopfter Nase und einem Tapeverband am Kopf konnte der 24-Jährige dann weiterkämpfen.
«Das Blut konnte einfach nicht gestillt werden. Ich hatte 200er Puls, wollte einfach nur weitermachen. Doch mit den Einlagen in der Nase und dem Tape habe ich kaum Luft bekommen», meinte Stäbler, der nach zuvor vier verlorenen deutschen Bronze-Finals besonders unter Druck stand. «Alle klopften mir vor dem Kampf nur auf die Schulter und sagten: Der Stäbler schafft das. Da lastete enorm viel Verantwortung auf mir», meinte Deutschlands derzeit einziger Weltklasse-Ringer.
Seinen Auftaktkampf hatte Stäbler gegen den Serben Davor Stefanek mit 5:3 gewonnen. Danach unterlag er in einer Neuauflage des kleinen WM-Finals von 2013 dem Aserbaidschaner Hasan Aliyew klar mit 0:10. Da Aliyew das Finale erreichte, durfte Stäbler in der Hoffnungsrunde weiterkämpfen. Dort gewann er gegen den Norweger Marius Thommesen mit 8:1. Danach bezwang er den Griechen Vladimiros Matias mit 8:0 und sicherte sich die Finalteilnahme.
«Vier fünfte Plätze waren es im Freistil und bei den Frauen. Diese Bilanz wurde nun mit Bronze durch Stäbler und einem weiteren fünften Rang durch Radinger noch unterstrichen», meinte DRB-Präsident Manfred Werner. Zum Abschluss der Titelkämpfe blieb den deutschen Ringern eine weitere Medaille verwehrt.
Jan Fischer aus Köllerbach unterlag im Kampf um Bronze dem Polen Damian Janikowski mit 0:3, nachdem er das Halbfinale der 85-Kilogramm-Klasse zuvor mit 0:6 gegen den Finnen Rami Hietaniemi verloren hatte. «Der Kampf gegen den Armenier hat sehr viel Kraft gekostet, trotzdem hat er noch einmal alles mobilisiert und bis zum Schluss gekämpft», sagte Bundestrainer Michael Carl mit Blick auf den 3:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Maksim Manukian.
Außerhalb der Matte bahnt sich unterdessen Ärger an. Der nach dem drohenden Olympia-Aus abgesetzte FILA-Präsident Raphael Martinetti kündigte für die Wahlen im September eine neue Kandidatur an. Sein Nachfolger Nenad Lalovic, der maßgeblich für die olympische Rettung der Traditionssportart verantwortlich zeichnete, will seine Taten für sich sprechen lassen. «Ich stelle mich der Wahl. Messen Sie uns doch an unserer Arbeit, bei Martinetti standen wir vor dem olympischen Aus - nun sind wir wieder dabei und wollen es mit weiteren Reformen auch bleiben.»
Regeländerungen und die Neustrukturierungen der Gewichtsklassen sind geschafft, nun soll die Außendarstellung verbessert werden. Es gibt Überlegungen, die Anzugsordnung bei Ringern und Kampfrichter zu erneuern. «Die Kampfrichter sehen aus wie beim Orchester, das geht alles etwas sportlicher», meinte Lalovic und betonte: «Wir dürfen nicht ruhen, unser Sport muss moderner werden. Rio 2016 muss zum 'Showroom' unseres Sportes werden.»