Arne Lygres neuestes, bereits 17. Theaterstück „Zeit für Freude“ erlebte am Freitag seine deutschsprachige Erstaufführung am Theater Oberhausen. Zur Corona-Zeit entstanden, feiert „Zeit für Freude“ – ohne auf die Pandemie Bezug zu nehmen – freundschaftlich-empathisches menschliches Miteinander als probates Mittel, Krisen des Alltags zu bestehen.
Wobei die Krisen bei Lygre auch allesamt privater Natur sind: Da geht es um Familien- und Freundschaftskonflikte aufgrund verletzter Gefühle, Distanziertheit, Trennung oder Tod.
Archetypische Figuren
Auf einem idyllischen Friedhof warten „eine Mutter“ und „eine Schwester“ (ihre Tochter) auf „ein Ich“, also den Sohn respektive Bruder. Weitere archetypische Figuren treten hinzu, teilen mit erstaunlicher Offenheit Privates und mischen sich ihrerseits in die Gespräche der anderen ein. Zusätzliche Dynamik entsteht, als das „Ich“ kommt und verkündet, für eine ungewisse Zeit zu verschwinden.
Kathrin Mädlers Inszenierung betont das Zeitlos-Universelle der Gefühle und Sehnsüchte von Lygres Charakteren. Franziska Isensee setzt den Schauspielern zunächst große, archaische Tierschädel auf und steckt sie in lichte, überdimensionierte Reifrock-Gewänder, die keinerlei Nähe zulassen. Im zweiten Teil, in dem dieselben Mimen andere Personen verkörpern, wird dagegen ausgiebig in Bärenfellmänteln gekuschelt.
Romantische Lieder
Eichendorff-Lieder Robert Schumanns, gesungen von Ekaterina Isachenko, sind sinnstiftend eingeflochten. Die Schauspieler, allen voran Anke Fonferek (Mutter), Tim Weckenbrock (Ich) und Klaus Zwick (Nachbar / Witwer), hauchen den Figuren Leben ein und machen den gut dreistündigen Abend so zu einer Zeit der Freude.
Termine: 22. / 27. 10., 11. / 29. 11. 2023; Karten: Tel. (0208)3857 81 84.
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