Lebt es sich leichter mit 0,5 Promille Alkohol im Blut? Dieses Experiment wagen vier Lehrer in der Midlife-Krise in Thomas Vinterbergs mit vielen Preisen, darunter der Oscar für den besten internationalen Film, ausgezeichnetem Kinostreifen „Der Rausch“. Die Bühnenbearbeitung des Filmemachers (gemeinsam mit Claus Flygare) feierte unter dem Titel „Rausch“ am Samstag deutschsprachige Erstaufführung im Essener Grillo-Theater.
Armin Petras setzt in seiner Inszenierung auf Klamauk, und das Premierenpublikum im ausverkauften Theatersaal spendete nach fast drei Stunden Ovationen im Stehen. Die Figuren agieren stark überzeichnet, sodass sie meist wie Karikaturen wirken.
Komödiantisches Talent
Gespielt wird in einem von weißen Wänden eingefassten Guckkasten, den Bühnenbildner Julian Marbach mit ein paar Schulstühlen möbliert hat. Cinzia Fossati hat die Lehrer klischeehaft eingekleidet.
Nur Sportlehrer Tommy, in dieser Rolle spielt Mansur Ajang sein komödiantisches Talent (zu) voll aus, tauscht für die Geburtstagsfeier vom Kollegen Nikolaj seinen Trainingsanzug gegen ein lächerliches Cowboy-Outfit. Das Geburtstagskind (Mathias Znidarec) erläutert den Kollegen das Experiment, immer 0,5 Promille im Blut zu haben, um leichter zu leben. Sie beschließen, es zu testen.
Inszenierte Albernheiten
Nach der euphorischen Phase folgt – wie bei allen Drogen – der Absturz. Die Ehen von Martin (Stefan Diekmann) und Nikolaj überleben das Experiment nicht. Musiklehrer Peter (Torsten Kindermann, der auch als musikalischer Leiter fungiert) bändelt mit der Vertretungslehrerin an. Tommy säuft sich zu Tode.
Regisseur Petras lässt viele riesig projizierte Videos von Maria Tomoiaga einspielen und schreckt auch vor Mitmach-Einlagen nicht zurück. Ergänzt wird das Mimen-Ensemble um Schüler aus Essen. Zwei von ihnen geben Martins Kinder ab, die beim Zelturlaub mit ihren Eltern ein gesungenes Ratespiel absolvieren müssen. Aber auch alle Protagonisten zusammen stimmen ab und an ein Lied an. Und bei der Sportprüfung dürfen die Schüler über die Bühne toben. Wer inszenierte Albernheiten mag, dürfte bei dieser Inszenierung auf seine Kosten kommen.
Termine: 29. 9., 14. / 15. / 20. 10.2023; Karten: Tel. (0201) 812 22 00.
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