In Münster ist die Spielzeit 2014/15 erwacht
Theater
Mit begeistertem Applaus begrüßte das Publikum am Samstag im voll besetzten Großen Haus des Theaters Münster nach einer gelungenen Revue die neue Spielzeit. Mit Witz und Können stellte das Ensemble das Programm der kommenden Saison vor und machte damit Lust auf mehr.

Stimmten auf die neue Musiktheater-Saison ein (v.l.): Eva Bauchmüller, Gregor Dalal und Lisa Wedekind.
Schnörkellos und stimmgewaltig lockte das Musiktheater mit ein paar echten Perlen. Zwar war die Protagonistin aus „Carmen“, Tara Venditti, krankheitsbedingt am Abend nicht vertreten, die Herren der Schöpfung, Adrian Xhema (Don José) und Gregor Dalal (Escamillo), überzeugten aber allemal. Für die Oper, die bereits am 6. September Premiere feiert, lohnt sich ein Besuch also in jedem Fall.
Mit der Arie „Mi chiamano Mimi“ aus „La Bohème“ setzte Sara Rossi Daldoss Akzente. Und auch Lisa Wedekind erntete für ihren gelungenen Auftritt als Ariodante verdient Beifall. Die Wiederaufnahme der „Zauberflöte“ nutzte Generalintendant Ulrich Peters in seiner Moderation sogleich für den Hinweis: „Holen Sie sich ein Abo!“ Viele Briefe und Mails hätten ihn in der vergangenen Spielzeit erreicht, weil die Vorstellungen der Mozart-Oper ständig ausverkauft waren. „Mit einem Abo können Sie sich eine Karte für unsere Vorstellungen sichern.“ Entgegen des bundesweiten Trends habe das Theater Münster im vergangenen Jahr noch an Zuschauern zugelegt. Auch das machte den Intendanten sichtlich stolz. So ließ er es sich auch nicht nehmen, auf die unzähligen Auszeichnungen zu verweisen, die es auf dem Theatertreffen und in dem Theatermagazin „Die deutsche Bühne“ für die Schauspielsparte gegeben hatte.
Darauf ausruhen möchte sich aber keiner. Im Gegenteil. Mit Ausschnitten aus „Urfaust“ (Goethe), „Platonow“ (Tschechow) und dem Musical „Anything goes“ (Cole Porter) gaben die Schauspieler erneut vielversprechende Kostproben ihres Könnens. Ein besonderes Schmankerl zum Theaterfest: die „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke, in der das gesamte Schauspielensemble temporeich und energiegeladen für treffsichere Pointen sorgte. Nicht fehlen durfte auch das Junge Theater und die Niederdeutsche Bühne. In einer Szene aus „Malatt in’n Kopp“ spielte Hannes Demming den eingebildeten Kranken und sorgte mehrfach für Lacher.
Zwei Ausschnitte präsentierte das Tanztheater unter der Leitung von Hans Henning Paar. Nach einem verstörenden Entré aus „Lulu“, frei nach Frank Wedekind, begeisterte das Ensemble mit „Threesome“, einem Stück aus der vergangenen Benefiz-Tanzgala zugunsten der Aids-Hilfe. Ein wenig gehandicapt spiele das Sinfonieorchester im Orchestergraben, denn nach der Regenflut seien die Folgen vor allem dort unten noch zu riechen, so Peters. Darüber hinaus habe das Theater großes Glück gehabt. Und das wollte das Haus weitergeben: „Wir sind Teil dieser Gesellschaft und da gehören wir hin. Einen Großteil der Einnahmen des heutigen Tages spenden wir daher für die Regenopfer.“
Auch die aufgearbeitete Bestuhlung im Großen Haus blieb am Abend nicht unerwähnt. Eine Neuheit: An der Hinterseite jedes Sitzes ist nun ein kleines Lämpchen angebracht, das das Lesen des Programmheftes auch während der laufenden Vorstellung ermöglicht. Wer am Samstag keinen Platz für das „Spielzeiterwachen“ ergattern konnte, wird in diesem Jahr mit einem rund 15-minütigen Film entschädigt, der die Revue eröffnete und noch im Internet zu sehen ist. Suzanne McLeod und Maximilian Scheidt geben einen humorvollen Einblick in die Welt hinter den Kulissen – und in das kommende Programm: