In "Hidden Figures" sind die Sympathien klar verteilt
Im Kino
Frauen, die cleverer sind als die männlichen Kollegen, haben es nicht leicht. Richtig taff müssen sie sein, wenn sie schwarz sind und in den 1960er-Jahren für die NASA arbeiten. "Hidden Figures" erzählt von einem Land, das technologisch an die Spitze will und politisch am Erbe der Sklaverei krankt.

Sie sind schwarz und stolz: (v.l.) Dorothy (Octavia Spencer), Katherine (Traji P. Henson), Mary (Janelle Monáe).
Irgendwie verrückt, dieses Amerika. Auf der einen Seite verkündet Kennedy, den Russen beim Wettlauf ins All die Stirn bieten zu wollen. Die Technik ist top, andererseits regiert in weiten Teilen des Landes der Rassismus früherer Jahrhunderte: "Neger" sitzen hinten im Bus, es gibt getrennte Schulen, Kantinen, Toiletten, und wehe die Farbigen wissen nicht, wo ihr Platz ist. Martin Luther King und die Bürgerrechtler kämpfen gegen die Rassentrennung, ihr Sieg ist aber nicht in Sicht.
Die NASA präsentiert sich als "Männergesangverein", bei dem weiße Jungs die erste Stimme singen und Damen allenfalls die Noten umblättern dürfen. Die Herren sonnen sich im Ruhm, Frauen wie Mary Jackson, Dorothy Vaughn und Katherine Johnson waren "Hidden Figures", versteckte Akteure des Raumfahrtprogramms.
emanzipatorische Posse und Groteske
Dieses talentierte Trio farbiger Mathematikerinnen gab es wirklich, Theodore Melfi erzählt ihre Geschichte als emanzipatorische Posse und Groteske. Mary (Janelle Monáe), Dorothy (Octavia Spencer) und Katherine (Taraji P. Henson) beißen sich täglich auf die Lippen, wenn sie von (weißen) Vorgesetzten getriezt und düpiert werden.
Ein schlechter Witz. Sie haben mehr Grips als die arroganten Armleuchter um sie herum. Wie schön, dass die Dümmeren irgendwann zu Kreuze kriechen. Die Sympathien sind klar verteilt in diesem Film, uns hüpft das Herz, wenn die Ladies ihre kleinen Triumphe feiern.
Ära der Technikbegeisterung
Dorothy lernt die Programmiersprache für die brandneuen Rechner und sticht die Trottel von IBM aus. Mary klagt sich auf einer weißen Schule ein und wird Ingenieurin. Die blitzgescheite Katherine berechnet Flugbahnen für Amerikas ersten bemannten Flug, Astronaut John Glenn fordert ausdrücklich sie für die Kalkulationen an.
"Hidden Figures" versetzt uns in eine Ära der Technikbegeisterung. Amerika macht einen großen Sprung, und smarte, pragmatische Kämpferinnen erklimmen die Karriereleiter. Das hat Humor, menschelt höchst sympathisch und hat den Charakter des Zeitdokuments. Ein schönes Denkmal für die wahren Helden.