In Bayreuth herrscht in diesem Jahr pure Harmonie

Wagner-Festspiele

Fast ist es ein wenig unheimlich auf dem Grünen Hügel der Wagner-Festspiele in Bayreuth: Keine Skandale, Harmonie, wohin man schaut - auch zwischen den Familien von Wolfgang und Wieland Wagner, dessen 100. Geburtstag am Montag mit einem Festkonzert gefeiert wurde.

BAYREUTH

, 24.07.2017, 17:47 Uhr / Lesedauer: 1 min
Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, inszeniert die „Die Meistersinger von Nürnberg“ in Bayreuth.

Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, inszeniert die „Die Meistersinger von Nürnberg“ in Bayreuth.

"Wir hatten viel Spaß bei den Proben", sagte bei der Pressekonferenz Regisseur Barrie Kosky und lobte die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Dirigenten Philipp Jordan und dem Ensemble. "Sensationelle Darsteller", seien das, betonte Kosky: "Wir sind eine Einheit."

Der 50-jährige Australier eröffnet am Dienstag mit den "Meistersingern von Nürnberg" die 106. Wagner-Festspiele. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem schwedischen Königspaar Silvia und Carl Gustaf.

Fast Wagner-Comedy in Bayreuth

Kosky, der 2006 an der Aalto-Oper Essen den "Fliegenden Holländer" inszeniert hat und Chef der Komischen Oper Berlin ist, ist seit 60 Jahren der erste "Meistersinger"-Regisseur, der kein Mitglied der Familie Wagner ist. Und der erste Regisseur dieses unter Antisemitismus-Verdacht stehenden Stückes mit jüdischen Wurzeln.

Zu seiner Inszenierung wollte er nicht viel sagen. "Die Meistersinger sind am Anfang ein Lortzing-Singspiel", sagte er: "Das ist fast Wagner-Comedy. Und dann hat das Stück diese Tiefe. Ich möchte beides zeigen." 

Anja Harteros löst Anna Netrebko ab

Genauso spannend wie der Blick auf die "Meistersinger" war der in die Zukunft: Die Elsa im "Lohengrin" wird 2018 nicht Anna Netrebko singen, sondern Anja Harteros, die ihre Karriere am Musiktheater im Revier begonnen hat. Roberto Alagna ist Lohengrin, Georg Zeppenfeld König Heinrich. 

Und Waltraud Meier kehrt nach 20 Jahren als Ortrud auf den Hügel zurück. Regie führt Yuval Sharon im Bühnenbild von Neo Rauch. Castorfs "Ring" verabschiedet sich in diesem Jahr nicht ganz: 2018 bleiben drei Walküren übrig. Sie dirigiert Placido Domingo.

Die Premiere der "Meistersinger" ist am Dienstag ab 18 Uhr, zwei Stunden zeitversetzt, im Kino zu sehen. 3Sat sendet Freitag (28.7.) ab 20.15 Uhr eine Aufzeichnung.