Immer weniger Kinder sind als Sternsinger aktiv

Gottessegen auf Bestellung

Vorbei sind die Zeiten, als Caspar, Melchior und Balthasar noch an jede Haustür klopften. Viele Gemeinden in NRW haben Probleme, genug Kinder und Helfer für das Dreikönigssingen zu finden – auch in Bochum. Das liegt zum Teil daran, dass weniger Gemeinden teilnehmen, zum Teil am demografischen Wandel. Aber auch die Einstellung vieler Eltern hat sich verändert.

BOCHUM

, 02.01.2015, 18:06 Uhr / Lesedauer: 2 min
In Bochum werden die Sternsinger jedes Jahr traditionell im Rathaus von der Oberbürgermeisterin empfangen. Aber auch hier wird deutlich: Immer weniger Kinder nehmen an der Dreikönigsaktion teil.

In Bochum werden die Sternsinger jedes Jahr traditionell im Rathaus von der Oberbürgermeisterin empfangen. Aber auch hier wird deutlich: Immer weniger Kinder nehmen an der Dreikönigsaktion teil.

Von Jahr zu Jahr falle es ihr schwerer, Teilnehmer und Helfer zu finden. Dieses Jahr seien wahrscheinlich nur neun Sternsinger-Gruppen in Altenbochum unterwegs. „In dieser Mannstärke schaffen wir es leider nicht, an jede Haustür im Stadtteil zu klopfen“, sagt Jahn. Doch nicht nur in Altenbochum bröckelt die Sternsinger-Tradition. Auch in vielen anderen Gemeinden in NRW und ganz Deutschland fällt es den Ehrenamtlichen immer schwerer, Teilnehmer zu finden. „Demografisch bedingt gibt es einfach weniger Kinder in der passenden Altersgruppe“, sagt Thomas Römer. Er ist Pressesprecher des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, das zusammen mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) seit mehr als 50 Jahren Träger der bundesweiten Aktion ist. Auch die Zahl der teilnehmenden Gemeinden sinkt nach Angaben des Kindermissionswerks seit Jahren. 2014 meldeten sich nur noch 11 075 Einrichtungen zur Sternsinger-Aktion an – knapp 11,5 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Dies liege jedoch an der abnehmenden Anzahl von Pfarrgemeinden in Deutschland insgesamt.

Um trotz sinkender Sternsinger-Zahl möglichst viele Menschen erreichen zu können, arbeiten immer mehr Gemeinden mit Anmeldelisten. Wer also Besuch von den Heiligen Drei Königen bekommen möchte, der muss sich mancherorts vorab bei seiner Pfarrgemeinde vor Ort melden. „Vor allen Dingen in Großstädten setzt sich dieses Prozedere immer mehr durch“, sagt Römer. Auch in Altenbochum existiert seit einigen Jahren solch eine Liste. „Aber wir klappern auf dem Weg auch möglichst viele andere Haushalte ab, egal ob jetzt katholisch, evangelisch oder muslimisch“, sagt Organisatorin Katja Jahn. Auch sie macht sich Gedanken, warum die Zahl der Teilnehmer von Mal zu Mal abnimmt. Sicherlich sei die demografische Entwicklung ein Grund, aber auch die Einstellung der Familien habe sich geändert. „Manche scheuen feste Zusagen. Oder wenn, dann laufen viele Kinder statt der vollen drei Tage nur hier mal einen Vormittag, da mal einen Nachmittag mit.“

Außerdem seien einige Eltern sehr vorsichtig geworden: „Die fragen mich vorab: Schafft mein Kind das überhaupt? Ist das nicht zu kalt, zu nass, zu anstrengend?“ So etwas sei vor 15 Jahren noch nicht in diesem Ausmaß Thema gewesen, erzählt die 32-Jährige, die hauptberuflich als Lehrerin arbeitet. „Was soll ich darauf antworten? Sicher schaffen die Kinder das, die sind immer mit Feuereifer dabei.“ So wie Sternsinger Florian. Der Siebtklässler nimmt schon zum vierten Mal an der Aktion teil. Dass er der einzige Sternsinger in seiner Klasse ist, stört Florian nicht sonderlich. Meistens erzähle er in der Schule gar nicht erst von seinem Engagement, manche Klassenkameraden fänden das Vorsingen und das Verkleiden kindisch. Ihm aber würden die Touren durch Altenbochum Spaß machen. „Meine Freunde sind dabei und wir erleben lustige Dinge.“ So wie den Mann, der jedes Jahr die Tür nicht öffnen will, weil er angeblich unter der Dusche steht. Oder die Oma, die nicht nur Geld spendet, sondern auch gleich Schokolade für die Sternsinger bereithält. „Klar ist das am Anfang ein komisches Gefühl, bei fremden Leute zu klingeln, aber die meisten sind echt nett.“  

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