Hund aus Horrorzucht findet in Nette ein neues Zuhause

Nicht aufgegeben

Ein Herz für Hündin Nele: 273 Hunde aus einer Horrorzucht in Schermbeck sind Anfang März von Mitarbeitern des Veterinäramtes befreit worden. Einer von ihnen: die kleine Nele. Sie hat in Nette ein neues Zuhause gefunden. Leicht war es mit dem verwahrlosten, menschenscheuen Tier erst einmal nicht.

NETTE

, 09.07.2016, 12:16 Uhr / Lesedauer: 2 min

Neugierig kommt die kleine Nele auf ihren kurzen Beinchen angetrippelt. Mit ihren Knopfäuglein fixiert sie den Besucher und wackelt dabei fröhlich mit ihrem frisch frisierten Puschel am Hinterteil. So sieht wohl ein glücklicher Hund aus. Dass es der viereinhalbjährigen Malteser-Hundedame so gut geht, verdankt sie engagierten Tierschützern aus dem Kreis Wesel und vom Tierschutz-Zentrum Dortmund – und vor allem Inge Beyer aus Nette.

Rückblick: Nach einem Hinweis aus dem unmittelbaren Umfeld einer Züchterin befreiten Anfang März Mitarbeiter des Veterinäramtes aus dem Kreis Wesel 273 Hunde aus einer Horror-Zucht in Schermbeck. 20 fanden Unterschlupf im Dorstfelder Tierschutz-Zentrum.

Das Schreckensszenario

Das Schreckensszenario, das sich den Weseler Beamten in Schermbeck geboten haben muss, beschreibt der Leiter des Dortmunder Tierschutz-Zentrums, Peter Hobrecht, wie folgt: „Die Hunde lebten dort eingepfercht in düstere Verstecke im Keller und auf dem Dachboden, ohne dass sich jemand um sie kümmerte.“

Das Fell der Tiere sei zum Teil so verfilzt gewesen, dass einige ihre Augen nicht schließen konnten und andere sich nur mühsam auf den Hinterbeinen bewegten. Das ineinander verklebte Fell hatte die Vorderläufe wie Fesseln umschlossen. Kein Wunder, mussten die Tiere doch lange in ihren eigenen Exkrementen leben. 

 

 

Wie lange, darüber kann Hobrecht nur spekulieren. „Welpen wurden ebenso beschlagnahmt wie Tiere im Alter von dreizehn Jahren“, so der 49-Jährige. Für die Hunde ein schlimmes Schicksal. Doch nach der Befreiung geht es inzwischen vielen von ihnen wieder besser. So wie Nele.

Ein echter Wunsch-Hund

Sie ist ein echter Wunsch-Hund für die pensionierte Sekretärin Inge Beyer aus Nette. Die hatte sich bereits einige Jahre vor ihrem Ruhestand entschieden, nach der Pensionierung einen Hund anzuschaffen. „Aber klar war: Ich mache keinen Züchter reich, da hole ich lieber einen armen Wurm aus dem Tierheim.“

Als sie davon erfuhr, dass das Tierschutz-Zentrum Dorstfeld 20 Hunde aus der Schermbecker Horror-Zucht aufgenommen hatte, habe sie keine Sekunde gezögert und sei dorthin gefahren. „Als dann die Nummer 136 um die Ecke kam, war für mich sofort klar, dass wird meine Nele.“

Keine einfache Aufgabe

Doch natürlich sind Tiere, die ein derartiges Schicksal durchlebt haben, keine einfachen Hunde. „Als Nele am 30. April bei mir einzog, war sie noch total menschenscheu, ließ sich nicht anfassen.", sagt Inge Beyer. "An der Leine war sie offenbar auch noch nie gelaufen." Und am schlimmsten für die neue Besitzerin: Nele war nicht mal ansatzweise stubenrein. „Da habe ich natürlich die eine oder andere Träne verdrückt“, gibt Inge Beyer zu.

Aber ans Aufgeben habe sie zu keiner Sekunde gedacht. Lieber suchte sie sich Hilfe beim Tierschutzverein: „Dort sagte man mir, ich hätte mir da einen echten ‚Katastrophenhund‘ angeschafft. Und dass es bis zu einem halben Jahr dauern könne, bis der Hund sich einigermaßen eingewöhnt habe.“

Zeit und Ausdauer

Doch wenn man genug Zeit und Ausdauer investiert und vor allem das Herz am rechten Fleck hat, geschehen auch mal kleinere Wunder. Denn bereits einen Monat später konnte Inge Beyer bei Freunden und Familie stolz vermelden: „Zu 99 Prozent stubenrein.“ Auch das Problem mit der Leine hatte sich in dieser Zeit in Luft aufgelöst. "Nele hat sich als sehr gelehrig erwiesen, geht mit Leine, aber auch ohne weicht sie mir nicht mehr von der Seite." 

Und: „Die ersten Wochen habe ich gedacht, Nele kann überhaupt nicht bellen", sagt Inge Beyer. Doch seit einigen Tagen flitzt sie sofort zur Tür, wenn die Schelle geht, und verkündet jedem Besucher lautstark, dass hier ein wachsamer Vierbeiner auf sein Zuhause Acht gibt.“  

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