Humboldt-Tagebücher bleiben in Deutschland

Die Südamerika-Tagebücher des Forschers Alexander von Humboldt (1769-1859) bleiben in Deutschland. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übernimmt die Aufzeichnungen des Forschers vom bisherigen Eigentümer Ulrich von Heinz, einem Nachfahren der Familie Humboldt.

Berlin (dpa)

04.12.2013, 15:01 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Feldtagebuch der Amerikareise (1799 bis 1804) von Alexander von Humboldt, das sein Reisebegleiter, der Botaniker Aimé Bonpland zusammen mit Humboldt führte. Foto: Stephanie Pilick

Ein Feldtagebuch der Amerikareise (1799 bis 1804) von Alexander von Humboldt, das sein Reisebegleiter, der Botaniker Aimé Bonpland zusammen mit Humboldt führte. Foto: Stephanie Pilick

Die Tagebücher gehörten zu den wichtigsten wissenschaftlichen Dokumenten des 19. Jahrhunderts, erklärte der Präsident der Preußenstiftung, Hermann Parzinger, am Mittwoch in Berlin. Sie seien nun für den Forschungsstandort Deutschland gesichert. Der Kauf sei von privaten und öffentlichen Geldgebern finanziert worden, über die Summe machte die Stiftung keine Angaben.

In seinen Tagebüchern zeichnete Humboldt auf rund 4000 Seiten seine fünfjährige Südamerika-Expedition nach. Das Tagebuch gilt als Schlüsseldokument zur «zweiten Entdeckung Amerikas», wie Humboldts Forschungsreise durch Mittel- und Südamerika von 1799 bis 1804 auch genannt wird. Die Tagebücher werden nun in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt.

Der bisherige Besitzer Ulrich von Heinz sagte, er habe immer angestrebt, dass die Tagebücher in Berlin bleiben. Es habe großes Interesse auch aus Lateinamerika, darunter aus Mexiko, gegeben. Auch private Institutionen wie das Getty Institute in Los Angeles hatten sich um einen Erwerb bemüht. Hätte es keine Einigung gegeben, wären die Tagebücher in ein anderes Land gekommen. Mit dem Erlös wolle er das Humboldt-Schloss in Berlin-Tegel erhalten.

Die Tagebücher seien in einer komplizierten Verhandlungslage nur mit Engagement des Bundes und weiterer Förderer für Deutschland gesichert worden, sagte Hagen Philipp Wolf, Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Bekannt waren bisher vor allem die mit seinem Begleiter Aimé Bonpland (1773-1858) veröffentlichten Reiseberichte Humboldts, die nur ein Drittel der fünfjährigen Amerika-Expedition schildern. In den neun ledergebundenen Tagebüchern hatte Humboldt den gesamten Reiseverlauf aufgezeichnet. Die Notizen sind bislang nicht vollständig veröffentlicht. Sie sollen in einem Forschungsprojekt erschlossen werden. Bei den Planungen für das Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss könnten die Tagebücher wertvolle Erkenntnisse liefern, erklärte Parzinger.

Die Tagebücher waren im Mai 1945 von der Roten Armee nach Moskau gebracht worden. 1958 übergab die Sowjetunion die Werke an die Staatsbibliothek in Ost-Berlin. Nach der Wiedervereinigung gelangten sie an die Preußenstiftung, die sie 2005 dem Eigentümer zurückgab. Die Tagebücher waren allerdings nicht in der Liste national wertvollen Kulturguts, mit der ein Verkauf von Kulturschätzen ins Ausland verhindert werden soll.