"Huhn on tour" - Lünerin vermietet ihre Hühner
Besuch für den Garten
Eine Wohnung, ein Auto oder ein Fahrrad hat wohl fast jeder schon mal gemietet. Aber ein Huhn? Nie gehört? Geht natürlich auch gar nicht. Sie müssen schon vier davon mieten. Hühner sind schließlich Herdentiere.

Die munteren Hühner auf ihrer Wiese.
Gabi Broer aus Lünen vermietet ihre Hühner wochenweise - samt Stall, Streu, Sandbad, Futter und Einsteckzaun. "Das sind so tolle Tiere", schwärmt die 51-Jährige. Eine Woche mit den Legehennen kostet 90 Euro, jede weitere 50 Euro.
Zwei Familien aus Münster haben die Tiere laut Broer schon gebucht. Sie wollen ausprobieren, ob die Hühnerhaltung etwas für sie ist. Auch ein Lüner Seniorenzentrum interessiert sich für Broers Miethühner. Die städtische Kita an der Rudolph-Nagell-Straße hat die Hennen für den Sommer sogar schon angefragt.
"Die Idee hat uns begeistert", sagt Kita-Leiterin Sabina Hörnlein. Mit Hilfe der "Hühner auf Zeit" könnten die Kinder lernen, Verantwortung für Tiere zu übernehmen und nebenbei erfahren, woher ihre Frühstückseier stammen.
Mit der Idee für die Hühnervermietung ist Gabi Broer nicht allein. Im hessischen Seeligenstadt zum Beispiel bietet Bauer Michael Lüft schon seit 2013 Hühner zum Mieten an. Auch in der Nähe von Bremen gibt es seit Anfang 2015 ein solches Angebot.
Hühner strahlen Ruhe aus, sagt Gabi Broer. Foto: Quiring-Lategahn
Für Nordrhein-Westfalen aber scheint Broer Trendsetterin zu sein. "Hühner mieten? Das ist mir neu", sagt jedenfalls Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer NRW. Bislang kenne er nur das Modell, bei dem man eine Patenschaft für ein Huhn übernehme und im Gegenzug die Eier erhalte, die das Tier legt. "Das gibt es schon seit mehr als 20 Jahren", sagt er.
Im Fall der Vermietung sei wichtig, dass die Hühner von ihren Besitzern auf Zeit artgerecht untergebracht und verpflegt würden, betont Rüb. "Früher wusste ja jeder, wie man Hühner hält, heute ist das den meisten Menschen aber völlig fremd."
Unbedingt die Nachbarn vorwarnen
Außerdem rät der Mann von der Landwirtschaftskammer dringend dazu, die Nachbarn vorzuwarnen. "Sonst gibt das schnell jede Menge Knatsch. Hühner bleiben ja nicht immer da, wo man sie hinsetzt."
Werde das alles berücksichtigt, sei die Lüner Hühnervermietung "sicher eine schöne Idee", sagt Rüb. "Vor allem, wenn Kinder so lernen, mit Tieren umzugehen.“
Gabi Broer hat schon vor neun Jahren die ersten Zwerghühner angeschafft. Inzwischen stolzieren 250 braune Legehennen über die Wiese hinter ihrem Haus in Lünen. Ihnen dabei zuzuschauen habe etwas Meditatives, sagt die 51-Jährige. "Sie strahlen Ruhe aus."
Zwei ausrangierte Bauwagen dienen den Tieren in Lünen als Ställe. Alle zwei Wochen zieht Broer die Wagen an eine andere Stelle, um zu verhindern, dass die Hennen die Grasnarbe wegscharren und die Fläche überkoten.
Jeder Mieter bekommt von ihr eine ausführliche Einweisung für den Umgang mit den Tieren. Für Kinder hat Broer eine Ampel gemalt, die anzeigt, was die Hühner fressen dürfen und was nicht. Wer die Tiere mieten will, muss außerdem über eine mindestens fünf mal fünf Meter große Grünfläche verfügen.
Bei der Tierseuchenkasse anmelden
Bernhard Rüb weist noch darauf hin, dass man den Aufenthaltsort der Hühner unbedingt bei der Tierseuchenkasse anmelden muss. "Dass ist wichtig, damit die Behörden im Falle eines Seuchenausbruchs wissen, wo sich überall Hühner befinden.“
Beim Lüner Tierschutzverein hat man übrigens nichts gegen Broers "Huhn on Tour"-Konzept. Die Vorsitzende Alexandra Haag sagt: "Die Tiere haben ja ihren Auslauf und sind vernünftig untergebracht."