Horyon Lee hebt den Rock

Ausstellung bei Nolte

Sie sind erotisch, aufreizend, teils pornografisch und machen den Zuschauer zum Voyeur, die Bilder von Horyon Lee. Er malt junge, schöne Frauen in eindeutig sexuellen Posen. Ein Blick in die Galerie Nolte weckt Begierden. Die sich nicht so leicht erfüllen lassen: Der junge koreanische Künstler erreicht auf Auktionen bereits Preise von bis zu 20.000 Euro pro Bild.

Münster

, 07.07.2014, 18:24 Uhr / Lesedauer: 2 min
Viel nackte Haut, doch die Gesichter der Mädchen sind auf den Gemälden von Horyon Lee nicht zu sehen.

Viel nackte Haut, doch die Gesichter der Mädchen sind auf den Gemälden von Horyon Lee nicht zu sehen.

Horyon Lee: Flying Skirts, bis 27. Juli, Galerie Nolte, Spiekerhof 31, Mo bis Sa 11 bis 18 Uhr. Im Anschluss ist die Ausstellung bis Ende August in der Nolte-Galerie auf Mallorca zu sehen: Ronda Crucero, Baleares 1, Portocolom.

Galerist Johannes Nolte hat den Künstler im Internet entdeckt. „Ich habe seine Bilder gesehen und war sofort fasziniert, sie haben mich umgehauen.“ Und das nicht nur wegen der Motive. Ob es sich um Malerei oder Fotografie handelt, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Auch nicht auf den zweiten. Es ist kein Pinselstrich zu sehen, obwohl Lee mit Pinseln arbeitet. Hyperrealistisch nennt der Künstler die Wirkung seiner Technik. „Das ist wie bei den frühen Gemälden von Gerhard Richter“, so Nolte. Geht man nah an die Bilder heran, erkennt man, wie sorgfältig und transparent Lee die Überlappungen gemalt hat, wie durchscheinend Finger, Arme, Füße in der Bewegung werden, wie die Farbe der Kleider verblasst.

Dieses virtuose Festhalten der Bewegung macht die Qualität von Lees Bildern aus. Die Unschärfe gibt den Bildern Lebendigkeit, gleichzeitig ist sie das Moment der Verfremdung. Durch die hyperrealistische Darstellung, die weißen Hintergründe und die gesichtslosen Modelkörper haftet den Bildern aber auch Sterilität an. Die fetischhaften Posen lassen dagegen wenig Zweideutigkeit zu: Die Frau inszeniert sich hier als Lustobjekt – oder wird inszeniert. Nicht derb, sondern durchaus erotisch. Der Betrachter kann sich der lustvollen Wirkung schwer entziehen. Eine Frau kniet, zeigt ihr Hinterteil im Schlüpfer, eine andere spreizt die Beine und blättert dabei in einem Buch, eine Frau beugt sich bis zu den Füßen hinunter, umspannt ihre Knöchel – ihr orangefarbenes Mini-Kleid spannt sich auch. Horyon Lee ist 36 Jahre alt, in Seoul geboren und aufgewachsen, hat dort Kunst studiert, seinen Master gemacht. Danach ging er nach London, besuchte noch einmal die Uni. Seit 2006 stellt er in Galerien und Museen aus, vorwiegend in Korea und London.

Die Schau in Münster ist seine erste in Deutschland. Ein Jahr lang hat er nur dafür gemalt. Er musste, erzählt Nolte. Denn als der Galerist ihn anfragte, waren alle Bilder verkauft. Eines pro Monat habe er dann fertiggestellt, sei auch für zwei Tage nach Münster gekommen – und befand, dass der münstersche Nieselregen das Beste sei für die Stimmung in seinen Gemälden. Lee zieht zwar jetzt wieder von London nach Seoul. Aber Nolte hofft, dass er einmal einen längeren Stopp in Münster einlegt – um das Licht der Stadt im Regen für seine Gemälde zu nutzen.  

Horyon Lee: Flying Skirts, bis 27. Juli, Galerie Nolte, Spiekerhof 31, Mo bis Sa 11 bis 18 Uhr. Im Anschluss ist die Ausstellung bis Ende August in der Nolte-Galerie auf Mallorca zu sehen: Ronda Crucero, Baleares 1, Portocolom.

Schlagworte: