Hiobsbotschaft für Frauen-Team: Möbius fällt aus
Eine Fuß-Verletzung von Joeline Möbius hat die Stimmung im deutschen Turn-Team nach dem blendenden Auftritt zum Auftakt der Europameisterschaften getrübt.
Die erst 15 Jahre alte Chemnitzerin verletzte sich in Clermont- Ferrand am Barren und fällt nun für das Team-Finale aus. «Ich bin nach dem Hocksalto blöd gelandet. Jetzt ist der Fuß dick geworden und natürlich habe ich Schmerzen», sagte Möbius zu ihrem Missgeschick. Nach ersten Röntgenaufnahmen soll aber nichts gebrochen sein. Am Schwebebalken wird nun ihre Vereinsgefährtin Jenny Brunner einspringen, am Boden muss nun doch wieder Oksana Tschussowitina, die eigentlich geschont werden sollte, turnen.
Tags zuvor hatten die Deutschen durch einen beeindruckenden Auftritt mit Platz sechs im Vorkampf nicht nur für ihr bestes Team- Resultat in der EM-Historie gesorgt, sondern sich auch selbst viel Rückenwind für die Olympischen Spiele verschafft. Bisher stand ein siebter EM-Platz 1996 in Birmingham als beste deutsche Team- Platzierung zu Buche.
«In Peking wollen wir ins Finale der Top Acht, dazu muss man in Europa mindestens Sechster werden. Wie das Team die Aufgabe hier angepackt hat, das macht mir viel Hoffnung für den Saison-Höhepunkt», durfte Cheftrainerin Ulla Koch eine positive Zwischenbilanz ziehen. «Wir gehen auch jetzt weiter kämpferisch das Finale an, das wirft uns nicht um», meinte sie nach dem Verletzungspech ihres «Team-Kükens».
Auch der Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB) war nach dem Auftakt zuversichtlich für den Endkampf. «Wenn wir jetzt noch die kleinen Fehler abstellen, sind wir ganz vorn mit dabei», äußerte Wolfgang Willam. Immerhin trennten das Team nur 1,8 Punkte von Titelverteidiger Italien, der hinter Rumänien und Russland auf dem dritten Platz der Qualifikation landete.
Tatsächlich scheint das Team mit einer ausgewogenen Altersstruktur auf dem Weg, zur besten Riege zu avancieren, die der DTB je hatte. Bei der bisherigen Sternstunde mit dem achten WM-Platz 2001 in Gent war Katja Abel schon mit von der Partie. Die Berlinerin hat sich nach viel Verletzungspech mit dem Bruch beider Unterarme nun wieder zu einer echten Stütze der Mannschaft entwickelt. Mit 57,975 Punkten kam die 24-Jährige auf des viertbeste Mehrkampf-Resultat der Konkurrenz.
Noch zurückhaltend gab sich nach ihrem starken Wettkampf Tschussowitina. «Ich will mich nicht durch Medaillen-Spekulationen unter Druck setzen», sagte die 32-Jährige. Sie weiß natürlich, dass sie am Sonntag für eine Premiere sorgen kann: Mit zwei Top-Sprüngen könnte sie im Finale das erste EM-Gold für die DTB-Frauen in der 51- jährigen Geschichte der Titelkämpfe holen. Das Risiko, ihren Tsukahara diesmal mit zwei Schrauben statt eineinhalb zu springen, will «Tschusso» aber nicht eingehen. «Den Sprung hebe ich mir für Olympia auf, es ist noch nicht sicher genug», meinte die Ex-Usbekin, die in Peking als erste Turnerin ihre fünften Olympischen Spiele erleben könnte. Am Boden sollte sie eigentlich geschont werden, wird sich nun aber durch den Ausfall von Möbius doch in den Dienst der Mannschaft stellen.
Die erst 16 Jahre alte Marie-Sophie Hindermann hatte tags zuvor wegen einer verpatzten Doppelsalto-Landung ihre großartige Barren- Übung nicht mit dem Finaleinzug krönen können. Als Neunte schrammte sie nach gerade überstandener Hüft-Zerrung knapp am Ziel vorbei. «Die Kondition fehlte, das habe ich schon am Ende der Übung gemerkt», gab sie zu. Dass die WM-Fünfte mit dem Ausgangswert von 7,3 die schwierigste Übung der Konkurrenz anbot, sollte aber auch die Tübingerin für Peking zuversichtlich stimmen.