"Hiob" und das Schicksal des Lebens

Theaterpremiere

Es sei ein „sehr tiefes menschliches Problem“, das Mendel Singer habe, sagt Regisseurin Lisa Nielebock: „Wie geht man mit seinem Leben um“, fragt sie in ihrer Inszenierung, die am Sonntag (6.) in den Kammerspielen Premiere feiert.

BOCHUM

, 05.09.2015, 05:00 Uhr / Lesedauer: 1 min
Jana Schulz spielt den "nicht normalen" Sohn Menuchim, Michael Schütz spielt Mendel Singer.

Jana Schulz spielt den "nicht normalen" Sohn Menuchim, Michael Schütz spielt Mendel Singer.

Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth. Mit dabei: Jana Schulz in der Rolle eines jungen Mannes. „Es ging mir nicht darum, eine Männerrolle mit einer Frau zu besetzen“, sagt Nielebock, für die die Zusammenarbeit mit Schulz die Erfüllung eines Wunsches ist.

„Bei ihr hat man das Gefühl, dass da noch was kommt“, so die Regisseurin. Deshalb sei sie die ideale Besetzung für die Rolle des Menuchim. Denn auch in Menuchim steckt weit mehr als sein Vater Mendel erkennen will. Der verstößt seinen Sohn, weil der Junge kaum spricht und mit seinen epileptischen Anfällen zur Belastung für die Familie wird.

Sich selbst akzeptieren

Sein eigenes Leben mit allen Beschwerlichkeiten zu akzeptieren und in Gott zu vertrauen, ist das zentrale Motiv der biblischen Hiob-Geschichte. Diesen Kern behielt auch Joseph Roth bei, dessen Roman 1930 erschien. Roth jedoch verlegt die Handlung auf das frühe 20. Jahrhundert und motiviert über die Schicksalsschläge eine Auswanderergeschichte. In ihrer Inszenierung wird Nielebock daran kaum etwas ändern.

Basierend auf der Textfassung von Koen Tachelet, die der Belgier für eine Inszenierung des Niederländers Johan Simons schrieb, bleibt sie der Vorlage treu. Für sie ist Roths Roman eine „tolle und ungewöhnliche Geschichte mit einem scharfen, aber auch humorvollen Blick auf das jüdische Leben“.

Dennoch will sie diesen Aspekt nicht in den Vordergrund stellen, weil die Handlung auch in anderen Glaubensrichtungen oder Ideologien spielen könnte: „Die Religion ist hier das, wohinter sich jemand verschanzt. Das Gebäude, in dem wir uns sicher fühlen“, sagt sie. Eine Absage erklärt sie auch der Bühnenillusion. Dafür wird nicht zuletzt die karge Bühne von Oliver Helf sorgen. Eine Pause wird es nicht geben, die Spieldauer ist mit gut 110 Minuten angesetzt.

Premiere ist am Sonntag, 6. September, um 19 Uhr in den Kammerspielen.

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