Herrscherbilder aus heutiger Sicht

Ausstellung bei Steinrötter

Es ist eine Ahnenreihe der Macht, die an der Wand in Claus Steinrötters Galerie hängt. Auch wenn man die Köpfe nicht kennt: Hier sind ganz unmissverständlich Herrscher abgebildet. Der Künstler Yaroslav Kurbanov hat sie im Stil antiker Büsten gemalt – mit entschlossenen Mienen und markanten Gesichtszügen. Doch nicht alle Männer sind antik.

Münster

, 03.11.2014, 18:50 Uhr / Lesedauer: 2 min
Gemälde von Yaroslav Kurbanov: Er hat unterschiedliche Herrscher in antikem Stil gemalt.

Gemälde von Yaroslav Kurbanov: Er hat unterschiedliche Herrscher in antikem Stil gemalt.

Galerie Claus Steinrötter, Rothenburg 14-16, Mo bis Fr 10-18,Sa 10-14 Uhr.

Im Grunde sagt Kurbanov mit dieser „Ästhetik der Imperien“, dass sich nicht viel geändert hat bei den Herrschern. Die Haltung, der Stil – da macht der Künstler kaum einen Unterschied. Den Betrachter beschleicht sogar die Frage, ob man die Dargestellten überhaupt noch erkennt. Ist der eine Vespasian? Soll der andere Jelzin sein? Was einen zu der Frage bringt: Was für Spuren haben die einzelnen Machthaber hinterlassen, was wirkt von ihnen noch heute, wie sehr haben sie ihre Zeit geprägt, dass man sie heute noch spürt? Galerist Claus Steinrötter geht noch einen Schritt weiter und drückt es ganz allgemein aus: „Zur Bewältigung unserer täglichen Bemühungen nehmen wir Vergangenheit zu Hilfe. Unsere Beurteilungen stehen unter dem starken Einfluss von Vorgedachtem und unsere Handlungen und Entscheidungen werden vor diesem Hintergrund gefällt.“ Wenn man weiter denkt, dann „sind auch wir ein Handlungshintergrund für kommende Generationen als Vertreter einer Zeit, die wir verantworten“. Und Steinrötter wird konkret: Krieg, sagt er, ist heute immer noch ein entscheidendes Argument in der Auseinandersetzung. Ob das so bleibt?

Und was wird von unserer Gegenwart in Erinnerung bleiben, welche Spuren wird diese Generation hinterlassen? Werden die Menschen im Jahr 3989 eine Büste von Angela Merkel ausgraben und sie in ein Museum stellen, so wie wir heute Jahrtausende alte Büsten von Kaisern? Die Bilder regen auf jeden Fall dazu an, in den Dialog mit der Geschichte zu treten, wie Steinrötter sagt. Und zu hoffen, wie über diese künstlerische Auseinandersetzung vielleicht ein Verständnis für den Sinn im Leben wächst. Nicht ganz so bedeutungsschwer ist das Kunstwerk, das sich im Innenhof der Galerie befindet. Es stammt von Heyko Prass und wird die Gäste des Restaurants im Erdgeschoss ganz schön verwirren: Prass hat eine glatte Hauswand mit Ziegeln und Fenstern bemalt – und lässt Steinrötter aus einem der Fenster schauen. Das sieht täuschend echt aus – und Steinrötter ist gut getroffen, im Stil des Künstlers Johannes Grützke. Solch ein Porträt hängt tatsächlich in der Galerie.

Und noch zwei Kunstwerke sind in der Galerie zu besichtigen: zwei Stiere von Pellegrino Ritter. Mächtige Skulpturen, die demnächst laut Steinrötter bei der Firma Agravis stehen werden. Seit 2003 hängt bereits ein Stier von Ritter auf einer 1400 Quadratmeter großen Fläche an den Silotürmen und ist von der Umgehungsstraße B 51 und vom Kanal aus zu sehen.  

Galerie Claus Steinrötter, Rothenburg 14-16, Mo bis Fr 10-18,Sa 10-14 Uhr.

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